Tag 21 der Reise, von Kravskov nach Dyakovici über Znojmo, 23 km

english below the pictures

Heute war ein guter Tag. Nicht nur wegen des schönen Wetters. Ich bin schmerzfrei gelaufen und habe gleich vier nette Begegnungen mit Menschen gehabt. Die wichtigste zuerst.

Der Bekannte von Jiri entpuppte sich als Pater. Mit etwas Verwirrung ist es uns gelungen, uns in einem kleinen Bistro neben der Nikolaikirche zu treffen. Etwas verblüfft war ich, als sich beim zweiten Anruf unter der Nummer eine Frauenstimme meldete. Eine Ordensschwester, deren Namen ich mir leider nicht gemerkt habe, die aber fließend Deutsch sprach, weil sie in jungen Jahren eine Zeit als Au-pair in Köln verbracht hat.

Wir saßen also in den Bistro, mein Essen und meine Getränke standen schon auf dem Tisch, aber die beiden wollten partout nicht, dass ich auch ihnen etwas bestelle. So fragten sie denn neugierig nach dem Woher und Wohin, ohne selbst all zu viel zum Gespräch beizusteuern. Vor allem fanden sie lustig, wie der Kontakt über Lutz Simmler (den Vorstand der Seumegesellschaft) zu Jan K. und dieser zu Jans Bruder Kiri K. und dessen Bekannten wieder irgendwo anders zu eben diesem Pater zustande kam. Die Ukraine war ein weiteres Thema, welches uns beschäftigte, denn der Orden beherbergt eine große Zahl ukrainischer Geflüchteter, Mütter mit ihren Kindern.

Da musste dann musste der Pater aber auch los zur Seelsorge ins Altersheim.  Er wollte doch glatt mein Essen bezahlen, was ich aber strikt ablehnte. Mir hat er zum Schluss mit dem Daumen über die Stirn gerieben. Ich habe mich mit einer Verbeugung bedankt. Offenbar bin ich jetzt gegen alle sonstigen Widrigkeiten gefeit.

Znojmo (Znaim) ist eine sehenswerte Stadt auf einem imposanten Felsenhügel am Ufer der Thaya. Auf dem Hügel stehen ein Dom und gleich noch zwei Klöster und natürlich eine schöne Altstadt mit viel Barock. Außerdem gibt es Reste eines alten römischen Turms (ja! Tatsächlich befinde ich mich jetzt auf altem römischen Territorium!). Das alles ergibt eine imposant Silhouette in der natürlich auch die üblichen Neubauten nicht fehlen. Der Fluss ist mit drei Staustufen versehen, wodurch er ruhig liegt wie ein See.

An dessen Ufern ging mein Weg dann weiter, bis ich wieder auf eine Hochebene heraufstieg mit nochmals einem schönen Blick aus der Ferne auf Znojmo.

Und was schrieb Seume zu Znaim?

Hier in Znaim mußte ich zum ersten Mal Wein trinken, weil der Göttertrank der Germanen in Walhalla nicht mehr zu finden war. Der Wein war, das Maß für vierundzwanzig Kreuzer, sehr gut, wie mich Schnorr versicherte; denn ich verstehe nichts davon, und trinke den besten Burgunder mit Wasser wie den schlechtesten Potsdamer. Hier möchte ich wohl wohnen, so lieblich und freundlich ist die ganze Gegend, selbst unter dem Schnee. An der einen Seite stößt die Stadt an ziemliche Anhöhen, und auf der andern, vorzüglich nach Östreich, wird die Nachbarschaft sehr malerisch durch die Menge Weingärten, die alle an sanften Abhängen hin gepflanzt sind. Die beiden Klöster an den beiden Enden der Stadt sind, wie die meisten Mönchssitze, treffliche Plätze. Das eine nach der Östreichischen Seite, hat Joseph der Zweite unter andern mit eingezogen. Die Gebäude derselben sind so stattlich, daß man sie für die Wohnung keines kleinen Fürsten halten sollte. Im Kriege dienten sie zu verschiedenen Behufen; bald zum Magazin, bald zum Aufenthalt für Gefangene: jetzt steht alles leer.

Die römische Ruine, die hier zu sehen ist, steht zwei Stunden vor der Stadt, rechts hinab in einer schönen Gegend. Da ich aber in Mähren keine römischen Ruinen studieren will, wandelte ich meines Weges weiter. Ein hiesiger Domherr hat sie, wie ich höre, erklärt, auf den ich Dich mit Deiner Neugier verweise. Wenn ich nach den vielen schönen Weinfeldern rund in der Gegend urteile, und nun höre, daß die Ruine von einem Domherrn erklärt worden ist, so sollte ich fast blindlings glauben, sie müsse sich auf die Dionysien bezogen haben. Der Boden mit den großen weitläufigen Weinfeldern könnte, da er überall sehr gut zu sein scheint, doch wohl besser angewendet werden, als zu Weinbau. Die Armen müssen billig eher Brot haben, als die Reichen Wein; und Äbte und Domherren können in diesem Punkte weder Sinn noch Stimme haben.


Schließlich stand ich vor den ersten Weinplantagen hier in der Region. Da musste ich gleich mal kosten, von den Trauben am Stock. Ein Stück weiter ins Tal gab es dann eine ganze Kette von Weingütern und Kellern, die zum Kosten des Endproduktes einluden. Aber für Wein war es mir noch zu früh am Tag.

Und wo traf ich die anderen Menschen? Zwei Wanderer kamen mir beim Abstieg vom Domberg entgegen, beider aus Tschechien. Wir wechselten ein paar Worte und sie zogen respektvoll die Basecaps angesichts meiner Pläne. Auf der Hochebene kurz vor den Weinplantagen dann wieder ein tschechischer Wanderer. Er hätte sich zu mir setzen können, ich machte gerade Rast, aber nach ein paar gemurmelten Worten zog er an mir vorbei ohne stehenzubleiben. Und bei den Weinkellern traf ich auf einen jungen Mann, der im Heck seines Kombis saß und sich gerade ein paar Fahrgeräte an die Füße schnallte (aus Deutschland, wie er betonte!), mit denen man im Sommer Skilanglauf simulieren kann. Wir haben uns vor allem über den allseits ausbleibenden Schnee unterhalten.

Morgen werde ich schon in Österreich sein und hoffentlich keine Sprachbarriere mehr haben.

Die Tour auf Komoot:https://www.komoot.de/tour/933445264?ref=wtd

Das wunderbare Hotel in Kravskov, eine alte Keramikfabrik
Auf den Feldern südlich von Kravskov
Ortseingang von Znaim, hier könnt Seume gestanden haben
An dieser Schallschutzmauer haben sich Leute mit erneuerten und durchgestrichenen Parolen eine Debatte geliefert. Aktuell zu lesen: Putin = Mörder.
Reklame kann so brutal sein. Aber hinter den zugehangenen Fenstern sitzen bestimmt fleißige Beamte vor ihren Rechnern, die dürfen sowieso nicht rausgucken.
Blkick von Platz an der Nikolaikirche in Znaim
Das Tal der Thaya.
Bunker am Fluss
Das Kloster vor Znaim
Der erste Weinberg.
Ece Homo
Am Dorfrand von Dyakovici

 

Today was a good day. Not only because of the nice weather. I ran pain free and had four nice encounters with people at once. The most important one first.

Jiri’s acquaintance turned out to be a priest. With some confusion, we managed to meet in a small bistro next to St. Nicholas Church. I was a bit taken aback when, on the second call to the number, a woman’s voice answered. A nun whose name I unfortunately didn’t remember, but who spoke fluent German because she had spent some time as an au pair in Cologne when she was young.

So we sat in the bistro, my food and drinks were already on the table, but the two wanted partout not that I also order them something. So they asked curiously about the where from and where to, without contributing too much to the conversation. Above all they found funny, how the contact came about over Lutz Simmler (the executive committee of the Seumegesellschaft) to Jan K. and this to Jan’s brother Kiri K. and his acquaintance again somewhere else to exactly this Father. Ukraine was another topic that preoccupied us, because the Order hosts a large number of Ukrainian refugees, mothers with their children.

Then the priest had to leave for pastoral care in the old people’s home.  He wanted to pay for my meal, which I strictly refused. In the end he rubbed my forehead with his thumb. I thanked him with a bow. Apparently, I am now immune to all other adversities.

Znojmo (Znojmo) is a town worth seeing on an imposing rocky hill on the banks of the Dyje River. There is a cathedral and two monasteries on the hill and, of course, a beautiful old town with a lot of baroque architecture. There are also remains of an old Roman tower (yes! I am actually on old Roman territory now!). All this results in an imposing silhouette in which of course the usual new buildings are not missing. The river is provided with three barrages, whereby he lies quietly like a lake.

My way continued along its banks until I climbed up again to a plateau with another beautiful view of Znojmo from a distance.

And what did Seume write about Znojmo?

„Hier in Znaim mußte ich zum ersten Mal Wein trinken, weil der Göttertrank der Germanen in Walhalla nicht mehr zu finden war. Der Wein war, das Maß für vierundzwanzig Kreuzer, sehr gut, wie mich Schnorr versicherte; denn ich verstehe nichts davon, und trinke den besten Burgunder mit Wasser wie den schlechtesten Potsdamer. Hier möchte ich wohl wohnen, so lieblich und freundlich ist die ganze Gegend, selbst unter dem Schnee. An der einen Seite stößt die Stadt an ziemliche Anhöhen, und auf der andern, vorzüglich nach Östreich, wird die Nachbarschaft sehr malerisch durch die Menge Weingärten, die alle an sanften Abhängen hin gepflanzt sind. The two monasteries at either end of the city, like most monastic residences, are fine places. The one on the Austrian side was built by Joseph the Second, among others. The buildings of the same are so stately that one would not think them the dwelling of any small prince. During the war they served for various purposes; sometimes as a magazine, sometimes as a residence for prisoners: now everything stands empty.“

The Roman ruin seen here is two hours outside the city, down to the right in a beautiful area. But since I do not want to study Roman ruins in Moravia, I continued on my way. A local canon, I hear, has explained it, to whom I refer you with your curiosity. Judging by the many beautiful vineyards around the area, and now hearing that the ruin has been explained by a canon, I should almost blindly believe it must have referred to the Dionysia. The soil with the large extensive vineyards could, since it seems to be very good everywhere, but probably better used than for viticulture. The poor must have bread cheaply rather than the rich wine; and abbots and canons can have neither sense nor voice on this point.“

Finally I stood in front of the first vineyards here in the region. There I had to taste immediately times, from the grapes on the stick. A bit further into the valley, there was then a whole chain of wineries and cellars, which invited to taste the final product. But for wine it was still too early in the day for me.

And where did I meet the other people? Two hikers met me on the descent from Domberg, both from the Czech Republic. We exchanged a few words and they respectfully pulled their baseball caps in the face of my plans. On the plateau just before the vineyards then again a Czech hiker. He could have sat down with me, I was taking a break, but after a few mumbled words he passed me without stopping. And at the wine cellars I met a young man who was sitting in the back of his station wagon and just strapped a couple of driving devices to his feet (from Germany, as he pointed out!), with which you can simulate cross-country skiing in the summer. We talked mostly about the all-around lack of snow.

Tomorrow I will already be in Austria and hopefully won’t have a language barrier anymore.