Tag 41 der Reise, von Celje nach Ceplje, 26 km

Heute war ein ruhiger Tag mit flachem Gelände und tollem Wetter. Beim Verlassen der Stadt fand ich an einem alten Wehrturm eine Tage, die an ein Hochwasser im Jahre 1560 erinnerte. Muss krass gewesen sein. Und die Save hat immer wieder Probleme bereitet. Der Gebirgsfluss hat im Oberlauf ein Trogartiges Bett mit hartem Grund, so dass bei Hochwasser nichts nach der Seite ausweichen kann, und der Fluss erst in der Eben vor Celje Raum nimmt. Man hat die Save ab 1900 mehrfach eingedeicht, es hat nicht immer was genützt. Die letzten großen Hochwasser gab es 1990 und 1998. Jetzt soll dem Fluss am Oberlauf in den alten Auen wieder etwas mehr Raum gegeben werden.

Ich ging die ersten 8 km auf dem Damm der Save, erst im Nebel, dann in der immer wärmeren Sonne. Bald lief ich kurz behost und im T-shirt. Meine Route führte mich nachdem die Save in einer großen Biegung verschwand über verschiedene kleine Dörfer mit endlosen Hopfenplantagen. Wieder alles todschick. Das ist eigentlich eine ganz gute Mischung: Ruhe in der Natur und dann doch mal wieder über die Dörfer. Auf dem Damm der Save waren gleichwohl recht viele Menschen unterwegs. Spaziergänger, Jogger, Radfahrer. Witzig: so ca. 3 km ging mein Mann, älter und sportlich gekleidet in 30 m Abstand vor mir her. Er musste das Tacken meines Wanderstocks hören, aber drehte ich nicht um, blieb nicht etwa wartend stehen. Auch ich setzte nicht zum Überholen an, fiel eher immer mal zurück, weil ich stehen bleib und fotografierte. Plötzlich jedoch kehrte er um, um den Rückweg seiner Morgenrunde anzutreten, vermute ich mal, er kam mir lächelnd entgegen, wir grüßten uns, er ging an mir vorbei, das wars.

Auf seinem Hopfenfeld traf ich Stunden später Toni, der sorgfältig alte Pflanzenreste zwischen den Stangen wegharkte. Er konnte recht gut Deutsch, vor 40 Jahren in der Schule (!) gelernt. Er exportiert Hopfen und Blaubeeren nach Deutschland, kennt in Bayern diverse Brauereien. Im Vergleich zu Deutschland hat Slowenien nur etwa ein Zehntel der Anbaufläche für Hopfen, ca. 2.000 ha. Ihn fragte ich nach dem dörflichen Wohlstand. Er zeigte auf ein imposantes Haus: 300 Jahre alt, 300 m² Wohlfläche, diverses Nebengelass. Da wohnt er allein mit seiner Frau. Die Tochter ist nach Ljubljana gegangen. Wir mussten beide lachen. Eine richtige Erklärung gab er nicht ab. Eigentlich vermutete ich, er habe einige Jahre in Deutschland gearbeitet. Er erklärte, dass es auch im Sozialismus viel Privateigentum gegeben habe auf dem Land. Mehr konnte er nicht zu meiner Aufklärung beitragen. Auf meine Frage, ob denn die Slowenen glücklich wären, knurrte er etwas über die nach seiner Meinung zu linke Regierung. Nunja.

Toni bestätigte mich aber in der Vermutung, dass die Fernstraße nebenan die alte Route von Graz nach Triest ist.

Der werde ich morgen folgen, auch wenn es eine laute Angelegenheit werden wird. Auf große schöne Umwege durch die Berge habe ich keine Lust. Übermorgen wäre ich gern in Ljubljana. 33 km habe ich mir für morgen vorgenommen. Und es wird spannend: an meiner Strecke sind weit und breit keine Hotels oder Ferienquartiere. Die sind offenbar alle verschwunden, als man parallel zur Straße die Autobahn gebaut hat, so dass potenzielle Gäste verschwanden. Ich werde es also drauf ankommen lassen und nach einem Bett fragen. Oder ich nehme den Bus nach Ljubljana, von dem ich hoffe, dass einer fährt abends. Ober trampen. Am Zielort gibt es eine Tankstelle, die hoffentlich mit Personal besetzt ist, denn wie in Österreich gibt es hier auch reine Selbstbedienungstankstellen. Vielleicht haben die einen Tipp für mich.

Und: ich muss einen vorigen Post korrigieren! Der landwirtschaftserfahrene Chef der Seumegesellschaft höchstselbst hat mich aufgeklärt, dass sehr wohl auch im zeitigen Frühjahr noch Getreide gedroschen wird. Seume hat also vermutlich doch Dreschflegel gehört, sorry! Und ich dachte, im Februar wären die Ähren längst verfault. Danke Lutz!

UND soeben sehe ich, dass Kollege Jörg G. aus Leipzig einen anständigen (!) Betrag für meinen Ukraine-Fonds gespendet hat. Herzlichen Dank! Mit dem, was ich aus dem täglichen Übernachtungsbudget ersparen konnte, sind wir jetzt bei über 1.000 € angelangt. Ich freue mich, gerade angesichts der neuen Entwicklungen durch die russische Agression. Und das passt zu der 1.000 km-Marke, die ich heute ebenfalls geknackt habe.

Und hier der Link zu Komoot: https://www.komoot.de/tour/950464690?ref=wtd

Die Hochwassermarke am Turm.
Nebel auf dem Damm der Save
Ein Teich in der Aue der Save
Zwei Herren haben den Traktor an eine Maschine angeschlossen, die Mais reinigt.
Hopfenfelder in der Ebene der Save
Alte hölzerne Scheune in der regional typischen Bauweise
Im Tal der Save
Toni auf seinem Hopfenfeld
Altes Wirtshaus an der Straße nach Ljubljana
Durch den Pass hinten werde ich morgen gehen.

Today was a quiet day with flat terrain and great weather. Leaving the city, I found a day on an old defence tower that reminded me of a flood in 1560. Must have been tough. And the Sava kept causing problems. The mountain river has a trough-like bed with a hard bottom in its upper reaches, so that nothing can escape to the side during floods, and the river only takes up space in the plain before Celje. The Sava has been dyked several times since 1900, but it has not always been of any use. The last major floods were in 1990 and 1998, and now the river is to be given more space in the old floodplains in its upper course.

I walked the first 8 km on the Sava embankment, first in the fog, then in the increasingly warm sun. Soon I was running in a T-shirt and a short coat. My route led me after the Sava disappeared in a big bend over various small villages with endless hop plantations. Again, all deadly beautiful. It’s actually quite a good mixture: peace and quiet in nature and then again through the villages. Nevertheless, there were quite a lot of people on the Sava embankment. Walkers, joggers, cyclists. Funny: my husband, older and sportily dressed, walked about 3 km in front of me at a distance of 30 metres. He must have heard the tapping of my walking stick, but I didn’t turn around, didn’t stop to wait. I didn’t start to overtake either, but rather fell behind every now and then because I stopped and took photos. Suddenly, however, he turned around to start the return leg of his morning round, I guess, he came towards me smiling, we greeted each other, he passed me, that was it.

Hours later I met Toni in his hop field, carefully raking away old plant debris from between the poles. He knew German quite well, learned it 40 years ago at school (!). He exports hops and blueberries to Germany, knows various breweries in Bavaria. Compared to Germany, Slovenia has only about one tenth of the acreage for hops, about 2,000 ha. I asked him about the prosperity of the village. He pointed to an impressive house: 300 years old, 300 m² of living space, various outbuildings. He lives there alone with his wife. The daughter has gone to Ljubljana. We both had to laugh. He didn’t give a proper explanation. Actually, I suspected that he had worked in Germany for a few years. He explained that even under socialism there had been a lot of private property in the countryside. He could not contribute more to my enlightenment. When I asked him if the Slovenians were happy, he growled about the government, which he thought was too left-wing. Oh well.

But Toni confirmed my assumption that the highway next door is the old route from Graz to Trieste.

I will follow it tomorrow, even though it will be a noisy affair. I’m not in the mood for big, beautiful detours through the mountains. The day after tomorrow I would like to be in Ljubljana. I have set myself 33 km for tomorrow. And it’s going to be exciting: there are no hotels or holiday accommodation far and wide along my route. Apparently they all disappeared when they built the motorway parallel to the road, so potential guests disappeared. So I’ll take my chances and ask for a bed. Or I’ll take the bus to Ljubljana, which I hope will run in the evening. Or hitchhike. There’s a petrol station at my destination, which I hope is staffed, because like in Austria, there are also purely self-service petrol stations here. Maybe they have a tip for me.

And: I have to correct a previous post! The head of the Seume company himself, who is experienced in agriculture, informed me that grain is still threshed in early spring. So Seume probably did hear threshing, sorry! And I thought the ears would have rotted long ago in February. Thank you Lutz!