Atelierrundgang im Institut und Sonntag

14.10.

Open Studio Tag im „Institut“. Das ist der erste kleine Höhepunkt unserer Residenz in Kyiv, denn heute wollen wir uns mit Arbeiten den anderen Künstlern im Haus vorstellen. Wir sind total gespannt, welches Publikum uns erwartet und wie die Reaktionen sein werden. Aber erst hieß es mal: das Atelier aufräumen und vor allem Putzen. Unsere gestrige Schweinerei mit Gips bescherte uns nun einigen Aufwand. Von zu Hause hatten wir Wischmob und Putzschwamm mitgebracht. Es hat dann gut zwei Stunden gedauert bis der Boden wieder benutzbar war. Offenbar hat ewig keiner saubergemacht, nach jeweils drei Quadratmetern war das Wasser schwarz.

Aber dann haben wir überflüssige Möbel ausgeräumt, unsere Installationen aufgebaut, ich meinen Ballon aufgeblasen und schon strömten die ersten Besucher durchs Haus. Mein Ballon lag wie ein riesiges Kissen im Raum und die Besucher betraten unser Studio oft mit einem erstaunten „Wow!“.

Mein Ballon am Fön

Nick erklärte bestimmt 50-mal geduldig sein Video.

Und Norman hatte zu unserem „Metroprojekt“ noch ein kleines Arbeitsbuch angefertigt. Von mir hing eine technische Zeichnung zum ersten Entwurf der Skulptur an der Wand. Aber eben alles „work in progress“.

Die Reaktionen der Leute auf unser Projekt waren durchweg positiv. Wir bekamen noch zahlreiche Anregungen, vor allem aber Kontakte zu handwerklich versierten Kolleginnen und Kollegen. Wann immer es die Zeit zuließ, sind wir auch selbst durch das Institut geschlendert, um einen Blick in die Ateliers der Kolleginnen und Kollegen zu werfen. Da tat sich manche Wunderkammer auf, und wir sind nun sehr gespannt, was sich ergibt, wenn man mal in Ruhe mit dem einen oder der anderen im Hause spricht. Es wird nämlich auch mit Glas gearbeitet, gewebt und natürlich viel gemalt, gezeichnet und gedruckt.

Die Kolleginnen und Kollegen im Institut waren aber auch positiv angetan, weil wir einen kleinen Kontrapunkt gesetzt haben zu der im Haus allgemein dominierenden „Flachware“. Schön ist, dass es tatsächlich nach bereits einer Woche einen wirklichen Austausch gibt, großes Interesse füreinander. Und auf ukrainischer Seite gibt es aufrichtige Freude, dass wir da sind und etwas zusammen machen.

15.10.23

Am Sonntag war das Wetter deutlich kälter als an den vergangenen Tagen. Zunächst habe ich mit Norman noch mal eine Planung zu den verbleibenden Tagen in Kyiv gemacht. Die Hälfte unserer Zeit ist eigentlich rum. Was also ist realistisch hier zu schaffen?

Am Nachmittag wollten wir einen Trödelmarkt besuchen. Als wir mit dem BOLT-Fahrer dort ankamen fragte der „Was wollt ihr hier? Seit 12 h geschlossen!“

Als wir dann aber doch das Gelände betraten, stellten wir fest: ein Drittel der Buden war noch geöffnet.

Das Ereignis des Tages jedoch war der Erwerb der Fahrkarten für die Rückreise. Die ukrainische Bahn schaltet die Reservierungssysteme nur drei Wochen im Voraus frei. An den Tagen zuvor war jedoch stets alles ausgebucht – Schnellzüge wie Regionalbahnen. Heute früh klappte es dann doch: wir haben jetzt zwei Sitze im Nachtzug nach Przemysl für angenehme 35 €.