Die Reise beginnt

31.08. und 1.9.2022

Endlich saß ich im Zug. Auf dem Weg nach Grimma habe ich noch meine Eltern in Leipzig besucht. Im Wagon lautes Stimmengewirr. Leute die Dauertelefonate führen müssen, über irgendwelche Projekte debattieren. Bald kommen die Tage, an denen Schweigen den Hauptteil meiner Zeit ausmachen wird.

Bis zur letzten Minute war ich mit Kleinigkeiten befasst: Medikamente zusammenpacken, Kabel und Ladegeräte checken, Datensicherung, Rechner runterfahren und auch die Steckerleisten vom Netz nehmen, Geld ans Finanzamt überweisen.

Ein Schock dann auf der Waage: ich bin doch bei 15 kg Gepäck angelangt. Also in letzter Minute die besseren Mikrofone gegen die günstigeren und leichten getauscht, den Wassersack verabschiedet, mit dem ich 3l hätte transportieren können. Zum Schluss kaum ein Kilo weniger. Aber es gibt Hoffnung: einige Geschenke für Gastgeber unterwegs werde ich bald los sein, Riegel und Schokolade kann man wegessen. Sonnenschutzmittel, Zahnpasta, Seife und Rasierschaum verbrauchen sich. Und heute ist es warm, dadurch sind die schweren Schuhe im Rucksack und so gut wie alle Klamotten.

Und wenn all das nicht reicht: notfalls kann ich in Prag noch mal aussortieren und meiner Frau Sachen für den Rücktransport nach Berlin geben, in Dresden Dinge bei meiner Cousine deponieren. Dennoch: ich habe unterschätzt, was sich durch Kleinkram an Gewicht summiert.

Noch einmal in Leipzig die Eltern besucht und festgestellt, dass ich noch nie länger als 11 Wochen verreist war. Diesmal werden es mehr als 16 Wochen sein, wenn mich nichts zum Abbruch zwingt.

Dann ein fantastischer Abend in Hohenstaedt bei Grimma. Lutz und Elke beherbergten mich vorzüglich, und wir verbrachten einen warmen Sommerabend im Garten des Griechen im Dorf. In diesem alten Ausflugslokal einige Devotionalien zu Seume: ein Nachbau seines Stiefels, eine Ecke mit einer Büste und Bildern seiner Zeitgenossen. Wohl dem Dorf, dass solche Helden hat!

Und neue Helden wie Lutz, den Vorsitzenden der Seume-Gesellschaft Arethusa e.V., kann das Land auch gut gebrauchen. Er holte mich nicht nur vom Bahnhof ab, sondern hat für heute Morgen auch noch einen Pressetermin organisiert. Und ganz in meinem Sinne: der interviewende Journalist der Leipziger Volkszeitung hat syrische Wurzeln, sächsisch sprechend.

Die Reise beginnt an einem merkwürdigen Weltfriedenstag mit Sonne über Sachsen.