Passports pleas
08.10.2023
Heute war Ateliertag. Unserer gestern mühsam zugeklebten Fensterflügel konnten dem starken Wind, der heute weht, leider nicht wirklich standhalten. Wir haben gesessen und getüftelt an unserer Installation. Dabei ging es nicht nur um Inhaltliches, sondern immer auch um die Frage: was ist realistisch zu schaffen, in der Zeit, in der wir hier sind? Wo bekommen wir welche Materialien?

Abends Treff mit Nico, dessen Bruder und Dima. Nicos Bruder ist Arzt. Die beiden anderen sind Künstler. Norman kannte Nico nicht, aber sie wurden einander von Freunden aus der Graffy-Szene empfohlen. Für mich ist die Offenheit und die perfekte internationale Vernetzung dieser Szene faszinierend. Mit der kleinen Truppe sind wir um die Häuser gezogen und waren zwischendurch was essen in der besten Pizzeria Kyivs „Vesuvo“. Und ja, die Pizza war hervorragend.


Nico hat an den Hauswänden kleine Tags installiert. Eins davon wird es demnächst in Berlin geben. Und Nico wird uns mit seinem Auto helfen, Material vom Baumarkt zu transportieren.


Auf dem Weg zu Nico ein etwas unangenehmes Erlebnis. Unsere Bushaltestelle war neben einem stillgelegten imposanten Kino. Es sieht ein wenig aus wie das „International“ an der Frankfurter Allee in Berlin. Es war umgeben von einem hohen Bauzaun aus Blech, der an einer Stelle einen Meter offenstand, ein improvisiertes Tor. Erst schaue ich rein beim Vorbeigehen, dann Norman, ohne wohlgemerkt das Grundstück zu betreten. Plötzlich kommt ein Uniformierter raus und verlangt unsere Pässe. Wir sind etwas erstaunt und auch frustriert, denn Gründe gab er nicht an, tat irgendwie wichtig. Als wir an der Bushaltestelle warteten, schaute er immer wieder nach uns.
Meine Güte, dachte ich, wenn der wüsste, dass ich am Morgen in der Metro mit meinem fetten Kunstkopfmikrofon seelenruhig Tonaufnahmen gemacht habe. Die sind zum Glück gut geworden und ich muss da nichts wiederholen. Alle sind ein wenig nervös.