Tag 16 der Reise, von Havlickuv Brod (Deutschbrod) nach Jihlava (Iglau), 30 km

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Das Wichtigste für mich: meine Füße sind wieder fit. Trotzdem waren 30 km genug, und ich werde die kommenden Tage umplanen: kürzere Etappen bis Wien, so vielleicht ein Tag länger. Auch hatte ich zu lange Strecken entlang der Fernverkehrsstraße vorgesehen, das macht keinen Sinn.

Heute begann der Tag schon herbstlich kühl. Es waren vielleicht 10°C, als ich entlang eines Baches, zwischen Fischteichen hindurch die Höhen des Böhmischen Hochlandes emporstieg. Da waren auch das zweite Paar Schuhe schnell durchnässt, denn wie Wege standen teilweise unter Wasser, es gab große Pfützen und jede Menge nasses Gras und nasse Kräuter. Durch den Dauerregen der letzten Tage führen die Bäche viel Wasser und auf den Hochebenen hat sich die Nässe angestaut dort, wo das Terrain flach ist.

Aber nach etwa zwei Stunden führte mich der Weg über kleine asphaltierte Straßen. Gegen Mittag waren Hosen und Schuhe wieder einigermaßen trocken. Auf den Hochplateaus musste ich meine Regenjacke als Windschutz überziehen. Es pfiff kalt, und noch war von Sonne nur ab und zu was zu sehen.

Von den Hochebenen, die hier auf ungefähr 600 m liegen, hat man eine gute Fernsicht, teilweise rundum. Das Land ist wellig, von Baumreihen durchzogen, in den Senken sind oft Teiche angelegt, deren Wasser sich jetzt mit all dem Schlamm von den Feldern braun gefärbt hat.

Die Dörfer in der Gegend künden von Wohlstand. Es gibt Kindergärten, Spielplätze, Fußball- und Tennisplätze. In einem Ort sah ich sogar ein imposantes neu errichtetes Kulturhaus mit Bibliothek. Der in fast jedem Dorf anzutreffende frei zugängliche Tennisplatz hat wohl etwas mit den Erfolgen von Martina Navratilova zu tun. Oder umgekehrt.

Überall auf den Dörfern wird neu gebaut. Es entstehen teils imposante Anwesen mit moderner Architektur und dem beinah obligatorischen Pool im Garten. Offenbar fliehen die Vermögenden aus den Städten. Das kann ich nachvollziehen, denn in diesen hat man die Wahl zwischen wenigen Altbauten und viel Platte und vor allem viel Verkehr. Es sind aber auch öffentliche Flächen super gepflegt, als wäre das ganze Dorf ein Golfplatz.  Möglicherweise pendeln von hier viele Menschen zum Jobben nach Österreich.

Heute sprach mich ein Mann um die dreißig an. Als er einräumen musste, dass er weder englisch noch deutsch spricht, versuchte er es auf Italienisch. Und siehe da: mein nachlässiger Sprachkurs per App trägt Früchte! Wir konnten uns einigermaßen verständigen. Aber ansonsten alles wie immer: wenig Menschen unterwegs, so gut wie kein Interesse an einer Konversation mit mir. Und wieder gab es nirgendwo auch nur einen lumpigen Imbiss für die Trucker und Handwerker.

Vor Jihlava führt der Weg nochmal ca. 8 km durch den hoch gelegenen Wald. Der ist teilweise recht dicht mit Buchen bewachsen, so dass man schon gegen 15 h ein etwas beklemmendes Dämmerlicht hat. Andererseits gibt es auch große Flächen mit Waldschäden und den entsprechenden Lichtungen und Schonungen. Viele Pilzsammler habe ich heute gesehen, perfektes Wetter dafür. Und ich muss mein Urteil über die tschechischen Wanderwege revidieren. Hier um Jihlava war alles gut ausgeschildert und gut begehbar.

Erreicht man den Stadtrand von Jihlava, trifft man zunächst auf ein riesiges Areal mit Shoppingmalls. Da muss man sich ein wenig vorbeiquälen und den Autolärm der Ausfallstraße ertragen. Dann geht es vorbei an solitären Bausünden der neunziger Jahre. Monströse Büroklopper, dier irgendwie wichtig wollen, aber nur abgebrochen brutalistisch können. Untergekommen bin ich im recht preiswerten Grand Hotel Garni in der Altstadt. Zum Markt, dem angeblich zweitgrößten innerstädtischen Platz Tschechiens, sind es nur wenige Minuten zu Fuß. Wirklich sensationell ist jedoch der kleine Teeladen gegenüber dem Eingang des Hotels. Wer Tee mag, soll sich bitte Zeit nehmen für einen Besuch und sich das Getränk auf perfekte Art servieren lassen. Ansonsten bewegt sich die Gastronomie im Rahmen des Üblichen: viel Fleisch und leider auch viel Salz. Und viele Restaurants schließen bereits um 20 h.

Der Portier im Hotel empfahl mir sein Lieblingsrestaurant für das Abendessen. „Was haben die für eine Küche?“ frag ich. „Egal, aber es gibt sieben verschiedene Biere.“

Und hier der Link zu Komoot zur Tour des Tages.

An den Teichen südlich von Havlickuv Brod
Blick in Richtung Havlickuv Brod von der böhmischen Hochebene. Ein altes Kruzifix interpretiere ich immer als Zeichen einer ehemals stark frequentierten Straße. Aber auf der Hochebene geht es ruhig zu.
kahle Flächen an den Kämmen
Wolken, Wolken, Wolken :-)
Es ist eines der Bilder, die ich immer strikt an jedem 5. Kilomter mache. Die Straße zur Altstadt von Jihlava.

The most important thing for me: my feet are fit again. Nevertheless, 30 km was enough, and I will reschedule the coming days: shorter stages to Vienna, so maybe a day longer. Also, I had planned too long stretches along the trunk road, that makes no sense.

Today the day started already autumnal cool. It was maybe 10°C, when I climbed along a brook, between fish ponds the heights of the Bohemian Highlands. There were also the second pair of shoes quickly soaked, because as paths were partly under water, there were large puddles and lots of wet grass and wet herbs. Due to the continuous rain of the last few days, the streams carry a lot of water and on the plateaus the wetness has accumulated where the terrain is flat.

But after about two hours, the trail took me over small paved roads. By noon, pants and shoes were reasonably dry again. On the high plateaus I had to put on my rain jacket as wind protection. It whistled cold, and still was to be seen from sun only now and then what.

From the plateaus, which are here at about 600 m, one has a good distant view, partly all around. The land is undulating, crisscrossed with rows of trees, and there are often ponds in the depressions, the water of which has now turned brown with all the mud from the fields.

The villages in the area herald prosperity. There are kindergartens, playgrounds, soccer fields and tennis courts. In one village I even saw an imposing newly built culture house with a library. The freely accessible tennis court found in almost every village probably has something to do with the successes of Martina Navratilova. Or vice versa.

New construction is going on everywhere in the villages. Some imposing estates with modern architecture and the almost obligatory pool in the garden are being built. Apparently the wealthy flee from the cities. I can understand that, because in these you have the choice between a few old buildings and a lot of slabs and, above all, a lot of traffic. But there are also public areas super well-kept, as if the whole village were a golf course.  Possibly many people commute from here to Austria for jobs

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Today a man in his thirties approached me. When he had to admit that he spoke neither English nor German, he tried Italian. And lo and behold, my sloppy language course via app bore fruit! We could communicate to some extent. But otherwise, everything as usual: few people on the road, virtually no interest in conversation with me. And again, there was nowhere even a ragged snack for the truckers and craftsmen.

Before Jihlava the way leads again about 8 km through the high forest. This is partly quite densely overgrown with beech trees, so that you already have a somewhat oppressive twilight around 15 h. On the other hand, there are also large areas with forest damage and the corresponding clearings and glades. Many mushroom pickers I saw today, perfect weather for it. And I have to revise my judgment about the Czech trails. Here around Jihlava everything was well signposted and easy to walk.

If you reach the outskirts of Jihlava, you first encounter a huge area with shopping malls. There you have to struggle past a bit and endure the car noise of the arterial road. Then it goes past solitary building sins of the nineties. Monstrous office clunkers, dier somehow important want, but only aborted brutalist can. I stayed in the quite inexpensive Grand Hotel Garni in the old town. It is only a few minutes‘ walk to the market, supposedly the second largest inner-city square in the Czech Republic. Really sensational, however, is the small tea store opposite the entrance of the hotel. If you like tea, please take the time to visit and have the drink served in perfect style. Otherwise, the gastronomy is within the usual range: a lot of meat and, unfortunately, a lot of salt. Und viele Restaurants schließen bereits um 20 h.

The doorman at the hotel recommended his favorite restaurant for dinner. „What kind of cuisine do they have?“ I ask. „Never mind, but they have seven different beers.“

Und hier der Link zu Komoot zur Tour des Tages.