Tag 20 der Reise, von Nove Syrovki nach Kraskov, 23 km

english below!

Es gibt was zu feiern: die 500km-Makre ist geknackt. Also liegen 20% der zu wandernden Strecke hinter mit. So logiere ich denn heute in einem etwas schickeren Hotel, was so nicht geplant war, es gab einfach keine Alternative in der Region, die ich mir als Zielgebiet ausgesucht hatte. Es ist eine alte Keramikfabrik, die wiederum zu einem kleinen Schloss und einem Gut gehörte. Die Gebäude sind behutsam umfunktioniert, Teile der alten Maschinen wurden stehen gelassen und das Restaurant mit farbigen Stahlrohrmöbeln wirkt wie eine soeben verlassen Betriebskantine in schick. Es gibt neben komfortablen Zimmern ,die mit alten Porzellanmodeln dekoriert sind, schön eingerichtete Gemeinschaftsbereiche, sogar eine Küche, obwohl zum Hotel ein Restaurant gehört, in dem an jedem Abend ein Menü gekocht wird. Da gab es allerdings, was es gefühlt immer gibt: Schnitzel mit Kartoffelspalten. Gut für meinen Energiebedarf.

Der Weg hierhin: Wolken, Felder, Wälder, Regen, Wind, Schlamm. Alles durchaus schön anzusehen. Aber immer in Regenzeugs und mit Gamaschen und schweren wasserfesten Stiefeln – das nervt. Nun schon der fünfte Tag. Immerhin hat der Wind nachgelassen, gegen Mittag kam so viel Sonne raus, dass ich zumindest die Regenjacke mal für ein Stündchen im Rucksack verstauen konnte. Vorgestern habe ich einen Seume-Ort leider nur aus der Ferne passiert. Stannern, Seume lobte es wegen seiner Textilmanufakturen, liegt an der anstrengenden M 38, die ich in diesem Bereich leider umgangen bin, so dass der Ort weitab meiner Route lag.

Und wieder war alles weitgehend menschenleer. Nix warmes zu essen, abgesehen vom Frühstück.

Aber es gab eine lustige Unterbrechung dieser Tristesse: in Gesice Myto, als ich wieder mal die Pseudoautobahn M 38 zu kreuzen hatte, winkt mir doch aus dem Bushäuschen gegenüber ein schräger Vogel zu. Bunt wie ich mussten wir gleich beide lachen. Mein Alter Ego ist mit dem Liegerad von irgendwo aus dem Süden auf dem Heimweg nach Prag. Das Rad hat er hinten mit Kisten behangen, na klar, für seinen Fotokram. Wir haben uns kurz über das Reisen ausgetauscht, er konnte ganz gut englisch. Ich gab ihm meine Karte, dann zog / fuhr jeder seiner Wege.

Ich freu mich offen gesagt immer, wenn die Strecke durch die Dörfer geht. Immer nur Wald und Fels ist auf die Dauer öde. Überall wird jetzt Holz gemacht für den Winter. Es wird gesägt, gehackt, gestapelt, und es riecht zuweilen heimelig nach Kamin. Oder nach Braunkohlenfeuer.

Hier sind die Dörfer nicht mehr ganz so schick wie in der Umgebung von Jihlava. Aber es bleibt der Eindruck: hier passiert mehr für die Landbevölkerung als in z.B. Brandenburg oder Sachsen-Anhalt. Das beginnt bei super gepflegten Nebenstraßen, Kolonnen von Gärtnern, die in den Dörfern auf den öffentlichen Flächen den Rasen mähen. Es gibt sehr oft schicke Sportanlagen und oft auch das „Kulturny Dom“, das Kulturhaus. Und die Kirchen sehen natürlich auch gut aus. Und das, obwohl hier nur ca. 11% der Bevölkerung einer der Kirchen angehören. Wer weiß, vielleicht verbiegt Prag da die Statistik. Übrigens fallen mir bis auf die Jungs vom Dönerladen kaum Muslime auf. In den größeren Orten hängen ab und zu ukrainische Flaggen an Fenstern und an den Rathäusern. Ansonsten hält das Land bezüglich Migration wohl eisern die Türen zu, was ich nicht für gut befinde, und was nichts mit dem Zustand der Dörfer zu tun hat.

Da die Geburtenrat bei 1,7 liegt, also etwas höher als in Deutschland (1,4), sieht man in der Öffentlichkeit deutlich mehr junge Eltern. Kindergärten gibt es in jedem zweiten Dorf, man sieht aber auch viele Großeltern mit Kindern tagsüber. Die Bevölkerung Tschechiens wächst wohl jährlich um 0,2%. Ob das aber mit einer generell steigenden Lebenserwartung oder Netto-Zuzug zusammenhängt, weiß ich nicht. Heute sah ich in einem Dorf zwei Kleinstkinder (so um die drei, beide mit Schnullern im Mund) in der Nähe eines Spielplatzes und auch in der Nähe der Straße einfach so unbeaufsichtigt herumlaufen. Zufall?

Obwohl ich heute wieder nur 23 km gemacht habe, meckert der linke Fuß. Morgen soll das Wetter schöner werden, dann kann ich die leichteren Schuhe anziehen. Hoffentlich. Die kommenden Tage sind mit 23 bzw. 31 km nicht ganz so heftig. Jiri aus Czesky Brod hat mit in Znaim noch einen Kontakt über drei Ecken gemacht, einen ambitionierten Wanderer (u.a. bis Rom). Der Herr wollte mir sogar Quartier anbieten. So treffen wir uns aber vielleicht zum Mittag, wenn ich die Stadt quere, in der ich nach alter Planung eigentlich heute übernachten wollte.

Die Tour auf Komoot: https://www.komoot.de/tour/932354628?ref=wtd

Nein, da hat nix gebrannt, eine der üblichen Regenwolken, die sich immer rechtzeitig ankündigen.
Irgendwann mache ich mal ne Serie über tschechische Garagentore
Etwa 2 km bin ich heute einem typischen Wiesenfluss gefolgt mit einer schönen Ansicht des durch ihn geformten Geländeprofils.
Es fahren noch erstaunliche viele Züge, auch Güterzüge, auf abgelegenen Nebengleisen.
Waldwege, Waldwege, Waldwege…eigentlich ne ideale Teststrecke für Gummistiefel.

There is something to celebrate: the 500km mark is cracked. So 20% of the distance to be hiked lie behind me. So I lodge then today in a somewhat fancier hotel, which was not planned so, there was simply no alternative in the region, which I had chosen as a target area. It is an old ceramics factory, which in turn belonged to a small castle and an estate. The buildings have been carefully converted, parts of the old machines have been left standing and the restaurant with colored steel tube furniture looks like a just abandoned company canteen in chic. There are comfortable rooms ,decorated with old porcelain models, nicely furnished common areas, even a kitchen, although the hotel includes a restaurant where a menu is cooked every evening. There was, however, what there is felt always: Schnitzel with potato wedges. Good for my energy needs.

The way here: clouds, fields, forests, rain, wind, mud. All quite beautiful to look at. But always in rain gear and with gaiters and heavy waterproof boots – that sucks. Now already the fifth day. At least the wind has subsided, around noon so much sun came out that I could at least stow the rain jacket for an hour in the backpack. The day before yesterday I passed a Seume place unfortunately only from a distance. Stannern, Seume praised it for its textile manufactures, is located on the strenuous M 38, which I unfortunately bypassed in this area, so the place was far off my route.

And again, everything was largely deserted. Nothing hot to eat, except breakfast.

But there was a funny interruption of this dreariness: in Gesice Myto, when I had to cross the pseudo highway M 38 again, a weird bird waved to me from the bus house opposite. Colorful like me we had to laugh immediately both. My alter ego is with the recumbent bike from somewhere from the south on the way home to Prague. The wheel he has hung the back with boxes, of course, for his photo stuff. We had a short exchange about traveling, he knew English quite well. I gave him my card, then everyone pulled / drove his ways.

I am frankly always happy when the route goes through the villages. Always only forest and rock is dull in the long run. Everywhere now wood is made for the winter. It is sawed, chopped, stacked, and it smells at times homely of fireplace. Or like a lignite fire.

Here the villages are not quite as fancy as in the surroundings of Jihlava. But the impression remains: more is happening here for the rural population than in, for example, Brandenburg or Saxony-Anhalt. This starts with super well-kept side roads, columns of gardeners mowing the lawns in public areas in the villages. There are very often fancy sports facilities and often the „Kulturny Dom“, the house of culture. And, of course, the churches look good, too. And this, although here only about 11% of the population belongs to one of the churches. Who knows, maybe Prague bends the statistics. By the way, except for the guys from the kebab store, I hardly notice any Muslims. In the larger towns, Ukrainian flags hang from windows and town halls from time to time. Otherwise, the country keeps the doors shut regarding migration, which I don’t think is a good thing, and which has nothing to do with the state of the villages.

Since the birth rate is 1.7, slightly higher than in Germany (1.4), you see a lot more young parents in public. There are kindergartens in every second village, but you also see many grandparents with children during the day. The population of the Czech Republic is probably growing at an annual rate of 0.2%. But whether this is related to a general increase in life expectancy or net immigration, I don’t know. Today I saw in a village two smallest children (so about three, both with pacifiers in their mouths) near a playground and also near the street just walking around unattended. Coincidence?

Although I only did 23 km again today, the left foot is grumbling. Tomorrow the weather should be nicer, then I can put on the lighter shoes. Hopefully. The coming days are not quite so heavy with 23 and 31 km respectively. Jiri from Czesky Brod has made with in Znojmo still a contact about three corners, an ambitious hiker (among other things to Rome). The gentleman wanted to offer me even quarters. So we meet but perhaps at noon, when I cross the city, in which I actually wanted to spend the night today according to old planning.

.