Tag 45 der Reise, von Logatec nach Postojna (Adelsberg)

english below

15.10.2022

Heute war ein bergiges Profil angesagt, daher nahm ich mir keine so große Strecke vor. Zum Schluss habe ich jedoch einige Abkürzungen genommen, und z.B. auf wenig Straßenverkehr vertraut, womit ich glücklicherweise richtig lag, so dass ich schon vor 15.00 h mein Zeil erreicht hatte. Vor allem wollte ich morgens dann doch nicht durch den Wald wandern, denn es nieselte leicht und die Wege waren verkrautet. Daher lieber etwas mehr Straße. Ich hatte jetzt so lange schönes Wetter, dass ich so ganz raus war aus der Regenroutine. Meine Regenjacke war weit unten im Rucksack verstaut.

Ich ging heute gleich mehrere bemerkenswerte Straßen: kurz hinter Logatec fand ich an den Laternenpfählen die Symbole des Jakobwegs (und auch den Aufkleber einer nationalistischen Organisation).

Hinter Planina erfuhr ich von einer Tafel, dass ich ein Stück auf der Mastenstraße gehe. Die Straße heißt so, weil hier früher tatsächlich lange Baumstämme für Schiffsmasten transportiert wurden. Dazu hatte sich eine lokale Logistikkette aus Fuhrleuten, Lotsen (auch Frauen und Kinder) und Zugtiervermietern gebildet. Die Zugtiere wurden als zusätzliche Vorspannung quasi im Pendelverkehr zwischen den Bergstrecken vermietet.

Und Schließlich erfuhr ich von einer weiteren Tafel kurz von Postojna, dass sich auf einem Teil meiner Strecke eine Art Ho-Chi-Minh-Pfad der jugoslawischen Partisanen befand. Vor allem Verwundete wurden durch Träger in Verstecke in die umliegenden Dörfer getragen, vorbei an den Kontrollposten der Wehrmacht.

Den bemerkenswertesten Teil meiner heutigen Strecke bildete jedoch die Durchquerung der Planina. Das ist eine sumpfige Ebene im hiesigen Karstgebiete, die ich im Unterschied zu Seume nicht überflutet, aber unter leichtem Nebel vorfand.

Seume beschreibt sie so:

„Hier in Planina hatte das Wasser wieder Unfug angerichtet. Es dringt überall aus den Bergen hervor, und hat das ganze schöne Tal zu einer außerordentlichen Höhe überschwemmt, so daß die Eichen desselben bis an die Äste im Wasser stehen. Dieses war noch nicht ganz fest gefroren, und man setzte auf mehrern Fahrzeugen beständig über nach Planina. Der Fall ist nicht selten in dieser Jahrszeit; aber dieses Mal war die Flut außerordentlich hoch. Die Hälfte von Planina auf der andern Seite des Tals stand unter Wasser. Vorzüglich soll die Flut auch mit vermehrt werden durch den Bach von Adlersberg, der dort bei der Schloßhöhle sich in die Felsen stürzt, so einige Meilen unter der Erde fortschießt und hier in einer Schlucht wieder zum Vorschein kommt.“

Tatsächlich ist es so, dass der Fluss oberirdisch von einem Berg zum anderen fließt, aus dem Karst kommend und im Karst verschwindend. Manchmal versiegt er völlig, dann wieder überflutet er die ganze Ebene.

Seume hat hier in Adelsberg bzw. Postojna zwei Höhlen besichtigt. Auf dieses Touristenspektakel, welches es heute ist, werde ich verzichten.

Das Wetter war heute trüb, und ich trug über einen großen Teil der Strecke die nicht ganz so bequemen Bergstiefel, die aber für das Gelände gut geeignet waren. Übermorgen bin ich in Triest, wo Seume nur kurz weilte. Dort werde ich eventuell nach einem Schuster sehen, denn meine Wanderschuhe zeigen an den Hacken deutliche Abnutzungsspuren. Seume ließ seine Stiefel schon in Ljubljana neu besohlen. Immerhin.

Hier die Tour auf Komoot. https://www.komoot.de/tour/953506845?ref=wtd

Ein wenig Waldsterben gibt es leider auch in Slowenien
Fenster eines riesigen alten Speichergebäudes in Laze
Auf der Planina-Ebene

Auf der Maststraße
Wo früher die Fuhrwerke warteten, stehen heute LKW auf einem Parplatz, weil sie offenbar nicht ausgelastet sind
Im Wald liegen Kalksteinblöcke wie verstreute Kühe
Auch Seume sprach von einer Strße, die sich den Berg hinaufwindet. Diese wir er nicht gemeint haben.
Unter der Autobahn
Am Ortseingang wurde aus einer alten Raststätte ein Skaterpark gebaut
Große Kasernenkomplexe aus der KuK-Zeit in Postojna
In Postojna (aber es gibt auch chicke Ecken….)

Day 45 of the journey, from Logatec to Postojna (Adelsberg)

15.10.2022

Today’s profile was mountainous, so I didn’t take such a long route. In the end, however, I took a few shortcuts and relied, for example, on little road traffic, which was fortunately correct, so that I reached my destination before 15.00 hrs. Above all, I didn’t want to walk through the forest in the morning, because it was drizzling lightly and the paths were weedy. So I preferred a bit more road. The weather had been nice for so long that I was completely out of the rain routine. My rain jacket was stowed far down in my rucksack.

I walked several remarkable roads today: shortly after Logatec, I found the symbols of the Way of St. James on the lampposts (and also the sticker of a nationalist organisation).

Behind Planina, I learned from a signboard that I was walking a bit on the Mastenstraße. The road is called this because in the past, long tree trunks for ship masts were actually transported here. A local logistics chain of carters, pilots (including women and children) and draught animal hirers had formed for this purpose. The draft animals were hired out as an additional pre-stress, so to speak, in shuttle traffic between the mountain routes.
And finally, I learned from another board just outside Postojna that on part of my route there was a kind of Ho Chi Minh trail of the Yugoslav partisans. Wounded people in particular were carried by porters to hiding places in the surrounding villages, past the Wehrmacht checkpoints.

The most remarkable part of my route today, however, was the crossing of the Planina. This is a marshy plain in the local karst area which, unlike Seume, I found not flooded but under a light mist.

Seume describes it thus:

„Here in Planina the water had done mischief again. It is coming out of the mountains everywhere and has flooded the whole beautiful valley to an extraordinary height, so that the oak trees are standing in water up to their branches. The water was not yet frozen solid, and several vehicles were constantly crossing to Planina. The fall is not rare at this time of year, but this time the tide was extraordinarily high. Half of Planina on the other side of the valley was under water. The flood is also said to be increased by the stream from Adlersberg, which plunges into the rocks near the castle cave, thus rushing several miles underground and reappearing here in a gorge.“

In fact, the river flows above ground from one mountain to another, coming out of the karst and disappearing into the karst. Sometimes it dries up completely, then again it floods the whole plain.

Seume visited two caves here in Adelsberg and Postojna respectively. I will do without this tourist spectacle, which it is today.

The weather was cloudy today, and I wore the not-so-comfortable mountain boots for a large part of the route, but they were well suited for the terrain. The day after tomorrow I will be in Trieste, where Seume stayed only briefly. There I might look for a cobbler, because my hiking boots show clear signs of wear on the heels. Seume had his boots resoled in Ljubljana. After all.