Tag 55 der Reise, von Godega di Sant Urbano nach Spresiano über Coneglione, 29 km

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25.10.2022

Zwei Drittel des Tages sind wir neben stark befahrenen Straßen in großem Lärm unterwegs gewesen. Der Lärm ist als Belastung nicht zu unterschätzen. Im Alltag sind wir ihm meist nur kurze Zeit ausgesetzt, wenn wir bei einem Spaziergang eine Autobahnbrücke überschreiten z.B. Aber ansonsten sitzen wir in Zimmern, Restaurants, gehen durch Läden, und überall sind wie einigermaßen vom Verkehrslärm abgeschirmt. Selbst wenn wir im Auto sitzen, ist dies eine schallgeschützte Umgebung. Aber wenn man sechs Stunden ungeschützt diesem Schalldruck ausgesetzt ist, spürt man, wie zerstörerisch das sein kann. Bitte bei Gelegenheit mal den Selbstversuch machen. Wie bei anderen Giften auch, merken wir die Wirkung nicht, solange die Dosis klein ist. Aber die Menge und die Dauer führen uns dann doch, oder oft nur dann, vor Augen, dass Gift eben ein Gift ist. Ich habe hier also an manchen Tagen den Lärm-Overkill. Aber wir alle, blenden aus, dass auch die tägliche geringe Dosis zerstörerisch ist.

Mein Auge leidet da weniger, denn ich habe ein Herz für die Vorstädte mit ihren verzweifelten Wohlstandsversprechen, ihren sichtlich gescheiterten Träumen aus alten und neuen Gewerbeobjekten, den immer wieder versprochenen Hoffnungen auf Schönes.

Immerhin hatten wir den größten Teil der Strecke – im Unterschied zu gestern – Fußwege an der Straße. Mein Highlight war ein Autofahrer, der von der rechten Spur kommend auf dem Rand der linken Spur hielt, das Fenster herunterließ und begeistert nach dem woher und wohin fragte. Lucio ist mit mir inzwischen über die sozialen Medien verbunden. Und auch gestern hielt ein Auto neben uns an, um nach den Umständen des Wanderns zu fragen. Die Italiener sind einfach unglaublich, was ihre Offenheit anbelangt. Auch unterwegs und in den Cafés wollen viele Menschen mehr zu dem Projekt wissen.

Was für mich die Vorstädte, waren für Alexander, meinen temporären Begleiter, die Kulturgüter. In Conegliano ist er voraus gegangen um ja genug Zeit zu haben für den Dom (der innen eher schlicht ist, aber ein berühmtes Gemälde birgt, Cima de Conegliano) und das Fresko von Francesco da Milano (1511). Schön auch die Brücke über den Monticano, von der man in der Ferne das Gebirge sieht. Die nahgelegene Burg über den Weinbergen haben wir nicht erklommen.

Ein Höhepunkt des Tages war die Überquerung der Piave. Auch dieser Fluss hat ein unglaublich breites Flussbett zwischen den Dämmen, führt jetzt aber normal Wasser. Von Conegliano aus ist der Weg schon sehr frequent, und die Landhäuser werden häufiger und schöner; und von Treviso ist es fast lauter schöner, mit Villen besetzter Garten. D

Seume zum heutigen Tag:

„Von Conegliano aus ist der Weg schon sehr frequent, und die Landhäuser werden häufiger und schöner; und von Treviso ist es fast lauter schöner, mit Villen besetzter Garten.“

Die Tour auf Komoot: https://www.komoot.de/tour/962499480?ref=wtd

Morgens vorm Hotel
Schön, wenn der Tag ohne Regen beginnt
Verlassene Wekstatt an der Straße
Bei diesem Anblick musste ich an den Prada-Shop in der Wüste von Arizona bei Marfa denken.
Der Turm des Domes von Conegliano mit den Fresken
Gasse in Congliano, es ist die alte Hauptstraße, und Seume wird hier durchgegangen sein.
Piave
In der Eben der Piave hinter Coneglione, im Hintergrund die Alpen

Day 55 Of the journey, from Godega di Sant Urbano to Spresiano

25.10.2022

Two thirds of the day we have been traveling next to busy roads in great noise. The noise is not to be underestimated as a burden. In everyday life, we are usually exposed to it only for a short time, when we cross a highway bridge during a walk, for example. But otherwise we sit in rooms, restaurants, walk through stores and everywhere we are reasonably shielded from traffic noise. Even when we sit in the car, this is a soundproof environment. But when you are exposed to this sound pressure for six hours without protection, you feel how destructive it can be. Please do the self-experiment sometime when you get a chance. As with other poisons, we don’t notice the effect as long as the dose is small. But the amount and the duration make us realize, or often only then, that poison is poison. So I have the noise overkill here on some days. But we all fade out that even the daily small dose is destructive.

My eye suffers less, because I have a heart for the suburbs with their desperate promises of prosperity, their visibly failed dreams of old and new commercial properties. The ever-promised hopes of beauty.

At least we had sidewalks most of the way – unlike yesterday. My highlight was a motorist coming from the right lane who stopped on the edge of the left lane, rolled down his window and enthusiastically asked where from and where to. Lucio has since connected with me on social media. And also yesterday, a car pulled up next to us to ask about the circumstances of the hike. The Italians are just incredible when it comes to their openness. Even on the road and in the cafes, many people want to know more about the project.

What the suburbs were to me, the cultural assets were to Alexander, my temporary companion. In Conegliano he went ahead to have enough time for the cathedral (which is rather plain inside, but holds a famous painting, Cima de Conegliano) and the fresco by Francesco da Milano (1511). Beautiful also the bridge over the Monticano, from which you can see the mountains in the distance. We did not climb the nearby castle above the vineyards.

A highlight of the day was crossing the Piave River. This river also has an incredibly wide riverbed between the dams, but now carries water normally.

Seume on today:

„From Conegliano the road is already very frequent, and the country houses become more frequent and more beautiful; and from Treviso it is almost all a beautiful garden occupied with villas.“