Tag 59 der Reise, von Moncelice nach Rovigo, 26 km

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Moncelice hat eine fast noch vollständig erhaltene Befestigung und über der Stadt neben der Burg eine Wallfahrtskirche. Ich stieg heute Morgen noch den Berg ein Stück herauf, weil ich den Nebel über der Stadt und der ganzen Ebene im Sonnenaufgang sehen wollte.

Dann durchlief ich auf kleinen Nebenstraßen und später auf Feldwegen das völlig  flache Land, das immer wieder von Entwässerungsgräben durchzogen ist. Es gibt hier häufig Nebel, die Luftqualität ist miserabel, weil offenbar alles immer im Dunst steht.

Ich fand einige verlassene Bauernhöfe, in ein solches Haus konnte ich sogar hineingehen. Ich überquerte den Canale Gorzone, die Adige (die Etsch!, ja, die aus dem Lied…) und unzählige Gräben. Morgens ging eine Zeit lang eine Frau neben mir her, am Nachmittag ein Banker. Letzterer erklärte mir, dass ich nun im ärmeren Teil von Veneto angekommen sei. Kaum vorzustellen, ein Drittel des Tages lief ich zwischen endlosen Produktionshallen herum.

Was schreibt Seume noch zum heutigen Tag:

„Vor Rovigo setzte ich über die Etsch und trat in das Cisalpinische. Der Kaiserliche Offizier jenseit des Flusses, der meinen Paß mit aller Schwerfälligkeit der alten Bocksbeutelei sehr lange revidierte, machte mir bange, daß ich diesseits bei dem französischen Kommandanten wohl Schwierigkeiten finden würde. Als ich zu diesem kam, war alles gerade das Gegenteil.“

Und weiter:

„Rovigo war die erste eigentlich italienische Stadt für mich; denn Triest und Venedig und die übrigen Örter hatten alle noch so etwas Nordisches in ihrer Erscheinung, daß es mir kaum einfiel, ich sei schon in Italien. Weder hier, noch in Lagoscuro , noch in Ferrara fragte man mich weiter nach Pässen, ob ich gleich überall starke französische Besatzungen fand. Vor meinem Fenster in Rovigo stand auf dem Platze der große Freiheitsbaum mit der Mütze auf der Spitze, und gegenüber in dem großen Kaffeehause war ein starkes Gewimmel von Italienern und Franzosen, die sich der jovialischen Laune der Ungebundenheit überließen. Aber alles war sehr anständig und ohne Lärm.“

In Rovigo war ich noch kurz in einer imposanten achteckigen Kirche, auf dem Heimweg von der Pizzeria. Ansonsten war es dunkel.

Und hier die Route auf Komoot: https://www.komoot.de/tour/966070130?ref=wtd

In Moncelice
Blick auf Moncelice
Nochmal Moncelice
Die Ebene vor der Stadt
Auf den Feldern
Verlassenes Gehöft
Eingentlich ist die Straße nach Rovigo schnurgerade. Seume wird hier gegangen sein. Ich war nur einige Kilometer auf dem schmlaen Randstreifen unterwegs.
Auf den Feldern
Entwässerungsgraben
Im alten Bauernhaus
Der Canale Gorzone
Im Gewerbegebiet
Die Adige (Etsch) zwischen hohen Dämmen
Mein Zimmer heute

Moncelice has an almost completely preserved fortification and above the city next to the castle a sanctuary. I climbed up the mountain a bit this morning because I wanted to see the fog over the town and the whole plain at sunrise.

Then I walked on small side roads and later on dirt roads through the completely flat countryside, which is repeatedly crisscrossed by drainage ditches. There is often fog here, the air quality is miserable because apparently everything is always in a haze.

I found some abandoned farms, I could even go inside one such house. I crossed the Canale Gorzone, the Adige (the Adige!, yes, the one from the song…) and countless ditches. In the morning a woman walked beside me for a while, in the afternoon a banker. The latter explained to me that I had now arrived in the poorer part of Veneto. Hard to imagine, a third of the day I walked around between endless production halls.

What does Seume write about today:

„Before Rovigo I crossed the Adige and entered the Cisalpine. The imperial officer on the other side of the river, who revised my passport at great length with all the ponderousness of the old Bocksbeutelei, made me fearful that on this side I would probably find trouble with the French commander. When I got to this one, everything was just the opposite.“
And further:

„Rovigo was the first really Italian city for me, because Trieste and Venice and the other places still had something northern in their appearance, so that it hardly occurred to me that I was already in Italy. Neither here, nor in Lagoscuro, nor in Ferrara did one ask me further about passports, whether I found strong French crews everywhere. In front of my window in Rovigo, on the square, stood the great tree of liberty with the cap on its top, and across the street, in the large coffee house, there was a strong throng of Italians and French, who abandoned themselves to the jovial whim of the unbound. But everything was very decent and without noise.“

In Rovigo, I stopped briefly at an imposing octagonal church on my way home from the pizzeria. Otherwise, it was dark.