Tag 65 der Reise, von Copacolle nach Rimini, 40 km, davon 8 mit Bus und getrampt

english text below the photographs

04.11.2022

Man sollte die Via Emiglia mal ein paar Kilometer laufen, wenn man auf Seumes Spuren ist. Ich habe vorerst genug, und heute, nach ca. 125 km auf dieser Straße, ist endlich Schluss.

Es hatte die Nacht geregnet, und heute Morgen war die Luft herrlich klar und frisch, aber keineswegs kalt. Es gab schöne Wolkenbilder und etwas mehr Fernsicht. Bis Rimini sind es von meinem letzten Quartier ca. 40 km, wenn man nicht den allerkürzesten Weg nimmt. Das ewige Laufen am Rande der Via Emiglia wollte ich heute mal abkürzen.

Die erste Chance, das zu tun, ergab sich an der Bushaltestelle, nicht weit weg von meinem Quartier. Da hatte ich nur 15 Minuten Wartezeit und war schon gegen 9.00 h in der Innenstadt von Cesena. Zu Cesena schreibt Seume:

„Cesena ist übrigens eine alte, sehr verfallene Stadt, und der aufgepflanzte Freiheitsbaum machte unter den halbverschütteten Häusern des fast leeren Marktes eine traurige Figur.“

Tatsächlich bin ich entlang der alten Stadtmauer gelaufen, und habe vor allem ein Tor fotografiert, durch welches Seume mit hoher Wahrscheinlichkeit gegangen ist.

Von dort bin ich tapfer bis Budnio gelaufen, immerhin ein Stück auf Fußwegen, dann stand ich an der nächsten Bushaltestelle. Die gute halbe Stunde Wartezeit wollte ich nicht vertrödeln und hielt den Daumen raus. Ich hatte Glück und wurde nach gut zehn Minuten bis kurz vor die Brücke über den Rubicon in Savignano mitgenommen. Und wer hielt an? Der bescheidene Fahrer eines Dacia. Der sprach kein bisschen Englisch oder Deutsch, aber ich habe inzwischen eine ganze Reihe von Erklärsätzen zu meiner Reise im Google-Translater gespeichert. Die muss ich einfach nur laut abspielen.

Tatsächlich ging ich dann über die historische Brücke über den berühmten Fluss. Aber was hatte es damit auf sich: (nachfolgend zitiere ich einen Artikel aus der WELT-Online vom 10.01.2017)

„Der römische Feldherr Gaius Iulius Caesar überschreitet am 10. Januar 49 v. Chr. mit seinen Truppen den Grenzfluss Rubikon (Rubicone) in Oberitalien, der seine Provinz Gallia Cisalpina vom zentralen römischen Staatsgebiet trennt.

Dadurch eröffnet er den Machtkampf mit dem Senat, der mit seinem ehemaligen Partner Pompeius ein Bündnis eingegangen ist.

Caesar soll diesen folgenreichen Schritt mit den Worten „Alea iacta est“ (Der Würfel ist gefallen) kommentiert haben. Tatsächlich sprach er, wie alle gebildeten Römer der Oberschicht, Griechisch und sagte: „Aneriftho ho kybos“ („Der Würfel soll geworfen sein“), nach seinem Lieblingsdichter Menander.

Mit dem Einmarsch von zunächst nur fünf Kohorten – das Gros einer zehn Legionen steht noch in Gallien – ignoriert Caesar den Senatsbeschluss, als Privatmann und nicht als Prokonsul mit Befehlsgewalt seine erneute Kandidatur für das Konsulat in Rom anzumelden. Damit macht er sich zum Staatsfeind. Ein neuer Bürgerkrieg beginnt.“

Seume muss hier wohl auch den Fluss überschritten haben, aber das Symbolhafte des Ortes bezieht er nicht auf sich selbst. Er schreibt:

„Vor Savignano ging ich, nicht wie Cäsar, über den Rubikon. Wahrscheinlich hat der kahlköpfige Weltbeherrscher hier oder etwas weiter unten am Meere den ersten entscheidenden Schritt getan, die sonderbare Freiheit seines Vaterlandes zu zertrümmern, als er als Despot des neu eroberten Galliens zurückkehrte. Ein eigener Charakter, der Julius Cäsar. Es ist von gewissen Leuten schwer zu bestimmen, ob sie mehr Liebe oder Haß verdienen. Ich erinnere mich, daß es mir in einem solchen moralischen Kampfe einmal entfuhr, Cäsar sei der liebenswürdigste Schurke, den die Geschichte aufstelle.“

Tatsächlich führt die alte Brücke direkt in die Innenstadt von Savignone, die recht schön ist. Und folgt man dem Weg weiter und verlässt die Stadt wieder, ist man schon auf der Via Emiglia. Das jedoch tat ich nicht, sondern schlug mich rechts auf die Felder und kleine Nebenstraßen. Den lärmfreien Umweg nahm ich gern in Kauf.

Ein kurzes Stück war noch auf der Via Emiglia zu gehen, vorbei an der imposanten Altstadt von Santarcangelo di Romagna,, die auf einem Hügel thront. Dann lief ich entlang des Ufers des fast trockengefallenen Flussbetts der Marecchia, eigentlich bis in die Altstadt von Rimini. Auch dort wieder eine imposante alte Brücke, deren Vorgängerin schon vor 2.000 Jahren aus Stein gebaut wurde.

In Rimini war ich schon gegen 17.00h. Also erst mal Tee und Sandwich, ja, und auch ein kleiner Muffin musste sein. Da ich hier aber morgen Ruhetag habe in einem kleinen Apartment, bin ich noch in die nahegelegene Markthalle gegangen und habe schönen Käse, Brot und Obst gekauft. Es ist unglaublich, was an den Frühstücksbuffets immer für ein billiger Scheibenkäse herumliegt. Jetzt ein schönes Stück festen Käse aus Tirol und halbwegs dunkles Brot.

Und hier der Link zu Komoot mit weiteren Bildern: https://www.komoot.de/tour/972174393?ref=wtd

Heute Morgen auf dem Hügel meiner Unterkunft
Hier wollte ich die Emiglia wenigstens auf der Überholspur austricksen. Zum Schluss musste ich mich durch einen Bauzaun quetschen. Als Fußgänger ist man manchmal im Vorteil.
Die Brücke über den Rubicon. Hinten eine Statue von Cäsar
Der Rubicon heute
Im Zentrum von Cesena
Auf den Feldern abseits der Via Emiglia
Kraut
Santarcangelo di Romagna, Blick auf die Altstadt
Am Ufer des Marecchia
Kieswerk am Fluss
Blick auf Rimini
Die Brücke führt dierak auf den Corso d Augusto, vermutlich Seumes Weg

Day 65 of the trip, from Copacolle to Rimini, 40 km, of which 8 by bus and hitchhiked.

You should walk the Via Emiglia a few kilometers if you are on Seume’s tracks. I’ve had enough for now and today, after about 125 km on this road, is finally over.

It had rained the night and this morning the air was wonderfully clear and fresh, but not at all cold. There were beautiful cloud pictures and a little more distance visibility. To Rimini it is from my last quarters about 40 km, if you do not take the very shortest way. The eternal running on the edge of the Via Emiglia I wanted to shorten today.

The first chance to do that came at the bus stop, not far from my quarters. There I had only 15 minutes waiting time and was already about 9.00 h in the city center of Cesena. About Cesena Seume writes:

„Cesena, by the way, is an old, very dilapidated town, and the planted tree of liberty cut a sad figure among the half-buried houses of the almost empty market.“

In fact, I walked along the old city wall, photographing one gate in particular, through which Seume was very likely to have passed.

From there I bravely walked to Budnio, at least a bit on footpaths, then stood at the next bus stop. I didn’t want to fritter away the good half hour of waiting time and held my thumb out. I was lucky and was taken after a good ten minutes to just before the bridge over the Rubicon in Savignano. And who stopped? The humble driver of a Dacia. He didn’t speak a bit of English or German, but in the meantime I have saved a whole series of explanatory sentences about my journey in the Google Translater. I just have to play those out loud.

In fact, I then walked across the historic bridge over the famous river. But what was it all about: (below I quote an article from the WELT-Online from 10.01.2017).

„The Roman commander Gaius Iulius Caesar crosses the border river Rubicon (Rubicone) in Upper Italy with his troops on January 10, 49 BC, which separates his province Gallia Cisalpina from the central Roman territory.

Thereby he opens the power struggle with the Senate, which has entered into an alliance with his former partner Pompeius.

Caesar is said to have commented on this momentous step with the words „Alea iacta est“ (The die is cast). In fact, like all educated upper-class Romans, he spoke Greek and said, „Aneriftho ho kybos“ („The die is cast“), after his favorite poet Menander.

With the invasion of initially only five cohorts – the bulk of a ten legions is still in Gaul – Caesar ignores the Senate decision to announce his renewed candidacy for the consulship in Rome as a private citizen and not as a proconsul with command. In doing so, he makes himself an enemy of the state. A new civil war begins.“

Seume must have also crossed the river here, but he does not relate the symbolic nature of the place to himself. He writes:

„Before Savignano I crossed the Rubicon, not like Caesar. It was probably here, or a little further down the sea, that the bald-headed ruler of the world took the first decisive step in shattering the peculiar freedom of his fatherland when he returned as despot of newly conquered Gaul. A character of his own, Julius Caesar. It is difficult to determine from certain people whether they deserve more love or hatred. I remember that in such a moral struggle it once escaped me that Caesar was the most amiable villain that history sets up.“

In fact, the old bridge leads directly to the center of Savignone, which is quite beautiful. And if you follow the path further and leave the city again, you are already on Via Emiglia. However, I didn’t do that, but turned right onto the fields and small side streets. I gladly accepted the noise-free detour.

A short piece was still to go on the Via Emiglia, passing the imposing old town of Santarcangelo di Romagna, which is enthroned on a hill. Then I walked along the bank of the almost dry riverbed of the Marecchia, actually to the old town of Rimini. There again an imposing old bridge whose predecessor was built of stone 2,000 years ago.

In Rimini I was already against 17.00h. So first tea and sandwich, yes, and also a small muffin had to be. Since I have here but tomorrow rest day in a small apartment, I still went to the nearby market hall and bought nice cheese, bread and fruit. It is incredible what is always lying around at the breakfast buffets for a cheap slice of cheese. Now a nice piece of firm cheese from Tyrol and halfway dark bread.

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