Tag 68 der Reise, von Gabicce Monto nach Pesaro, 17 km, weiter mit dem Zug nach Ancona

Heute bin ich nur ein kurzes Stück gelaufen, denn von Pesaro bis Ancona nahm Seume die Kutsche, ich den Zug.

Der Weg bis Pesaro war allerdings außergewöhnlich schön. Mal gab es Fernsicht bis hinter Rimini, mal schaute man von den Hügeln weit in das Binnenland. Ein Berliner Freund, Enrico Pietracci, empfahl mir die Marken bestens, er hat mich nicht enttäuscht. Vor dem Castello di Fiorenzuola di Focara traf ich Kevin, einen italienischen Fernwanderer Mitte 20. Er ist mit 17 kg Gepäck und Zelt unterwegs, schläft meistens im Wald und kommt am Tag mit 10 € aus. Leider begann er gerade seine Paus mit Zigarette und Bier, während ich gerade wieder loslaufen wollte. Kevin kommt aus Norditalien und wandert kreuz und quer durch sein Heimatland.

Von Pesaro bin ich mit dem Zug gefahren, denn  auch Seume ist hier nicht gewandert. Vom Fenster sah ich, dass ich nicht all zu viel verpasst habe, denn kurz nach Pesaro begann wieder die Betonburgenkette, dann kam eine Ölraffinerie und schließlich die Ausläufer von Ancona. Letzteres betrat ich schon bei Dunkelheit, es war frisch geworden, das drückt die Stimmung etwas.

Seume schreibt zum heutigen Tag:

„Als ich den andern Morgen (er war in Pesaro) im Kaffeehause saß und mein Frühstück verzehrte, ließen mir eine Menge Vetturini nicht eher Ruhe, bis ich einen von ihnen nach Fano genommen hatte. Dieser mein Vetturino war nun ein echter Orthodox, der vor jedem Kreuz sein Kreuz machte, sein Stoßgebetchen sagte, seine Messe brummte und übrigens fluchte wie ein Lanzenknecht. Vor allen Dingen war sein Gesang charakteristisch. Ich habe nie einen so entsetzlichen Ausdruck von dummer Hinbrütung in vernunftlosem Glauben gehört. Wenn ich länger verdammt wäre solche Melodien zu hören, würde ich bald Materialismus und Vernichtung für das Konsequenteste halten: denn solche Seelen können nicht fortleben…. Das Prototyp der Dummheit, mein Vetturino, führte mich weiter bis Ankona , da ich einmal in die Bequemlichkeit des Sitzens gekommen war.“

Morgens vor meinem Hotel

Blick nach Süden
Caspar David was here
Das Schloss Fiorenzuola di Foscaro in der Ferne links
Eine Gasse auf dem Burgberg
Die Adriaküste nach Süden
Mein Wanderweg heute war zum Teil recht verwachsen und steil
Die Brücke zur Altstadt von Pesar von Rimini her (Seumes Weg)
Blick aus dem Zug. Das Merr ist so dicht neben der Bahnstecke, da wird es beim Anstieg des Wasser noch teuer werden.
Bahnstation mit Meerblick

Raffinerie am Wegesrand
Am Bahnhof von Ascona
Das von Seume erwähnte Tor an der Mole