Tag 72 der Reise, von Macerata nach Tolentino, 24 km

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Die lange Etappe gestern steckte mir etwas in den Knochen, so dass ich ganz froh war, über nicht allzu viele Kilometer heute. Ich hatte schlecht geschlafen. Mein Quartier bevölkerten leider auch einige junge Leute, die bis Mitternacht lärmten.

Hinter Macerata war zunächst starker Berufsverkehr, dann ging es über schmal Straßen, die wenig befahren waren. Ich war zeitig los und sah eine tief stehende Sonne über nebeligen Tälern. Aber bald schon musste ich wieder eine fußweglose Fernstraße nehmen.

In Sforzacosta landete ich für mein zweites Frühstück ausgerechnet in einem Bioladen. Ich kaufte Möhren und Äpfel und ließ mir ein Stück vegetarische Pizza warmmachen. Dazu gab es schwarzen Tee. Valentina, die mich bediente, erklärte, der Tee würde mich entgiften. Das wollte ich nicht recht glauben, hätte es aber angesichts der schon konsumierten Abgaswolken durchaus gebrauchen können. Wie immer habe ich etwas vom Grund meines Wanderns erzählt, dann unterhielten wir uns über Teezubereitung.

Der restliche Weg nach Tolentino ging dann größtenteils wieder über schmal angenehme Straßen. Mich begleiteten allerdings die ganze Strecke die Autobahn und – eingegraben in eine tiefe Rinne – der Fiume Chiente.

Tolentine ist wieder so eine kleine Geheimtipp-Stadt. Vor einigen Jahren hatte es hier ein stärkeres Erdbeben gegeben. An vielen Häusern sind Gerüste zur Stabilisierung und Gerüste mit Brettern gegen herabfallende Teile. Die Altstadt ist wunderbar entspannt. Viele krumme Gassen umschließen den Platz der Freiheit, an dem ein großer Turm mit einer astronomischen Uhr steht. Ich habe ein wunderbares Quartier im Parterre eines mittelalterlichen Hauses, toll eingerichtet, geräumig und Zutritt zum Garten. Das beste aber: es gibt eine Miniküche nur für mich und eine Heizung.

Und was schreibt Seume?

„In Tolentino gings gut, und ich ließ mich überreden von hier aus durch die Apenninen, denen man nichts gutes zutraut, ein Fuhrwerk zu nehmen, um nur nicht ganz allein zu sein. Hier kommt der Chiente den Berg herunter und ist für Italien ein ganz hübscher Fluß, hat auch etwas besseres Wasser als die übrigen. Man geht nun einige Tagereisen zwischen den Bergen immer an dem Flusse hinauf, bis zu seinem Ursprunge bei Colfiorito, wo er aus einem See kommt, in welchem sich das Wasser rund umher aus den höchsten Spitzen der Apenninen sammelt. Ich hatte einen Wagen gemietet, aber der Wirt als Vermieter kam mit der Entschuldigung: es sei jetzt eben keiner zu finden; ich müsse zwei Stunden warten. Das war nun nicht erbaulich. Ärgernis hätte mich aber nur mehr aufgehalten; ich faßte also Geduld und ließ mich mit meinem Tornister auf einen Maulesel schroten; mein Führer setzte sich, als wir zur Stadt hinaus waren, auf die Kruppe, und so trabten wir italienisch immer in den Schluchten hinauf. Diese wurden bald ziemlich enge und wild, und hier und da aufgehangene Menschenknochen machten eben nicht die beste Idylle. Ich blieb auf einer Station, deren Namen ich vergessen habe, nicht weit von dem alten Kamerinum, dessen Livius im punischen Kriege sehr ehrenvoll erwähnt. Hier pflegte man mich sehr gastfreundlich und ich erhielt den bedungenen Wagen nach Foligno.“

Ich werde mich morgen an die Straße stellen und trampen. Wenn das bis Mittag nicht klappt, nehme ich den Bus, der bis Foligno etwa eine Stunde braucht. Übrigens schrecken hier an den Straßen keine Menschenknochen mehr die Räuber ab, sondern Warnschilder für „Blitzer“, wobei selbige meistens defekt sind, wie man aus der Nähe sehen kann.

Und hier der Weg auf Komoot: https://www.komoot.de/tour/976283182?ref=wtd

Blick aus meinem Fenster am Morgen auf Macerata

Hinter Macerata

Gewerbegebiet
Ruine am Kreisverkehr
Heiliges Fenster
Valentina in ihrem Laden
Fußweglose Straße zur Autobahn
Alte Landstraße vor Tolentino
Mittelalterliche Brücke in die Altstadt von Tolentino
Der Turm mit der astronomischen Uhr in Tolentiono

Day 72 of the trip, from Macerata to Tolentino, 24 km.

The long stage yesterday was a bit in my bones, so I was quite happy about not too many kilometers today. I had slept badly. My quarters populated unfortunately also some young people who made noise until midnight.

Behind Macerata was at first heavy rush hour traffic, then it went over narrow roads with little traffic. I was off early and saw a low sun over foggy valleys. But soon I had to take another footpath-less trunk road.

In Sforzacosta, I ended up at a health food store of all places for my second breakfast. I bought carrots and apples and had a slice of vegetarian pizza warmed up. It was accompanied by black tea. Valentina, who served me, explained that the tea would detoxify me. I didn’t quite want to believe that, but could have used it considering the clouds of exhaust I had already consumed. As usual, I told something of the reason for my wandering, then we chatted about making tea.

The rest of the way to Tolentino was again mostly on narrow pleasant roads. However, I was accompanied the whole way by the highway and – dug into a deep gully – the Fiume Chiente.

Tolentine is again such a small insider tip city. A few years ago there had been a strong earthquake here. On many houses are scaffolds for stabilization and scaffolds with boards against falling parts. The old town is wonderfully relaxed. Many crooked streets surround Freedom Square, where there is a large tower with an astronomical clock. I have wonderful quarters on the first floor of a medieval house, great furnishings, spacious and access to the garden. But the best thing is that there is a mini-kitchen just for me and a heater.

And what does Seume write?

„In Tolentino it went well, and I let myself be persuaded to take a carriage from here through the Apennines, to which one does not trust anything good, in order not to be completely alone. Here the Chiente comes down the mountain and is quite a pretty river for Italy, it also has somewhat better water than the others. One now walks a few days between the mountains always up the river to its source at Colfiorito, where it comes from a lake in which the water collects all around from the highest peaks of the Apennines. I had rented a car, but the landlord came with the excuse that there was none to be found; I would have to wait two hours. This was not edifying. Annoyance would only have delayed me more; so I was patient and had myself and my knapsack harnessed to a mule; when we were out of town, my guide sat on the mule’s crupper, and so we trotted up the gorges in Italian. These soon became quite narrow and wild, and human bones hanging here and there just did not make the best idyll. I stayed at a station, whose name I have forgotten, not far from the old Kamerinum, whose Livius mentions very honorably in the Punic War. Here they cared for me very hospitably and I received the conditioned carriage to Foligno.“

I will stand by the road tomorrow and hitchhike. If that doesn’t work by noon, I’ll take the bus, which takes about an hour to Foligno. By the way, here on the roads no longer human bones deter the robbers, but warning signs for „speed cameras“, whereby they are mostly defective, as you can see from close up.

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