Tag 88 der Reise, vom Garigliano bis Sessa, 18 km

27.11.2022 english below

Gestern Abend gab es in meinem Hotel noch eine Tanzparty Ü40 und für einen pauschalen Betrag ein „All you can eat“- Buffet. Die Italiener sind ein tanz- und sangesfreudiges Völkchen. Und sie sind begeisterte Esser. Ich saß allein an einem Tisch in der Ecke und schaute dem Spektakel zu. Von mir nahm kaum einer Notiz. Nur die vermeintliche Putzfrau entpuppte sich als Mutter der Chefin und lud mich immer aufs Neue ein, von den zahlreichen Speisen zu probieren. Ich konzentrierte mich auf Kartoffeln und Gemüse. Es gab aber auch tolle Pasteten mit Käse in einer Art Eierkuchenteig.

Mein Hotel grenzte nicht nur an die antike Ruinenstätte, sondern auch an einen britischen Soldatenfriedhof. Den besuchte ich heute Morgen als erstes. Er war unglaublich gut gepflegt, vor jedem Grabstein blühten Blumen, und der Rasen sah aus, als seien die Gärtner mit der Nagelschere unterwegs gewesen.

Die antiken Ruinen sind eingezäunt und mit Kameras bewacht. Als ich vorbeiging, heulte irgendeine Alarmanlage. Aber leider war um meine Zeit noch alles verschlossen. Ansonsten hätte ich eine echte Latrine besichtigen können. Auch die historische Brücke ist eingezäunt und nicht ohne Weiteres zugänglich.

Zäune in der Landschaft und mannshohe Mauern – das scheint eine italienische Spezialität zu sein. Schaut man sich um, könnte man zu der Auffassung gelangen, hier sei das Ursprungsland des Maschendrahts. Es werden nicht nur Gehöfte und Gärten eingezäunt, sondern sogar Gemüsefelder, schlichte Wiesen, Olivenhaine, Waldstücke usw. Gräbt man diese Zaunreste in 1.000 Jahren mal aus, wird man historische Katasterblätter rekonstruieren können. Das Ganze ist aber auch eine Plage für den Wanderer. Es ist zuweilen fatal, zwischen diesen Zäunen einen Weg zu wählen, wenn er vor einem Tor oder in einer Sackgasse endet. Mal querfeldein kann man vergessen: die Zäune zwingen zu den deutschesten rechten Winkeln, wenn man eine Route wählt. Und ist kein Zaun da, sind es die zahllosen Be- und Entwässerungsgräben.

Nach einigen Kilometern verließ ich die neue Via Appia und damit auch den Franziskus-Pilgerweg, dessen Wegmarkierungen seit Velletri immer mal an Laternenpfählen zu sehen sind.

Davor zogen noch einige moderne Ruinen an meinem Auge vorbei. Offenbar hat die Pleitewelle in der Hotellandschaft einige Lücke hinterlassen, was wohl nicht nur an Covid19 liegt, sondern auch daran, dass die alte Fernstraße durch die benachbarte Autobahn entwertet wurde.

Dann aber bog ich nach links ab auf kleine Straßen, die hier die Gehöfte verbinden. Dörfer in unserem Sinne traf ich kaum an. Hier zu trampen, wäre schwierig geworden, denn mein Weg machte zahlreiche Wendungen. Wer hier in welche Richtung abgebogen wäre und mir irgendwelche Ortsnamen oder Richtungen genannt hätte, ist ungewiss. Ohne detaillierte Ortskenntnis hätte ich nie entscheiden können, ob ein angebotener Lift Sinn macht oder nicht. Einen klaren geraden Weg nach Sessa gab es jedenfalls nicht.

Sessa liegt auf einer Anhöhe. Seume hat vermutlich au0erhalb der Stadt in einem Wirtshaus an der Straße genächtigt, denn er schreibt:

„Da es noch hoher Tag war, spazierte ich hinauf nach Sessa , das, wie ich höre, viel alte Merkwürdigkeiten hat, und ehemals eine Hauptstadt der Volsker war. Der Weg von der Post hinunter und in die Stadt hinauf ist angenehm genug; und die Lage des Orts ist herrlich mit den schönsten Aussichten, rechts nach Kajeta und links über die Niedrigung weg nach dem Gaurus hinüber.“

Die Strecke heute hat Seume mit dem Maulesel bewältigt. Ich bin gewandert und habe dadurch Abschnitte des Weges kompensiert, die ich mit dem Bus absolviert habe, obwohl Seume gelaufen ist.

Die Route auf Komoot: https://www.komoot.de/tour/986273703?ref=wtd

Party im Hotel
Heute früh am Fenster, endlich wieder Sonne
Der britische Soldatenfriedhof
Die Reste des Amphitheaters
Zwei historische Brücken über den Garigliano
Hier hätten die Mauleseltreiber sein müssen
Die Via Appia
Die Zeiten als Hotel und Tankstelle sind vorbei
Dieses Bauwerk hat sein Leben gleich als Ruine begonnen
Auf den Feldern zwischen Bambus
Heute sah ich in der Ferne schneebedeckte Gipfel
Das Stadttor von Sessa
Paar in der Gasse
Sessa

Day 88 of the trip, from Garigliano to Sessa, 18 km.

Last night there was another dance party Ü40 in my hotel and for a flat fee an „all you can eat“ buffet. The Italians are a dance- and song-loving people. And they are enthusiastic eaters. I sat alone at a table in the corner and watched the spectacle. Hardly anyone took any notice of me. Only the supposed cleaning lady turned out to be the mother of the boss and kept inviting me to try the numerous dishes. I concentrated on potatoes and vegetables. But there were also great pies with cheese in a kind of pancake batter.

My hotel bordered not only the ancient ruins site, but also a British military cemetery. I visited that first thing this morning. It was incredibly well kept, with flowers blooming in front of every tombstone, and the lawn looked like the gardeners had been out with nail clippers.

The ancient ruins are fenced off and guarded by cameras. As I walked by, some alarm system was wailing. But unfortunately, everything was still locked at my time. Otherwise I could have visited a real latrine. The historic bridge is also fenced and not easily accessible.
Fences in the landscape and walls as high as a man – that seems to be an Italian specialty. Looking around, one could come to the conclusion that this is the country of origin of mesh wire. Not only homesteads and gardens are fenced in, but even vegetable fields, plain meadows, olive groves, wooded areas, and so on. If you dig up the remains of these fences in 1,000 years, you will be able to reconstruct historical cadastral sheets. But the whole thing is also a nuisance for the hiker. It is sometimes fatal to choose a path between these fences when it ends in front of a gate or in a dead end. You can forget about going cross-country: the fences force you to make the most German right angles when choosing a route. And if there is no fence, it is the countless irrigation and drainage ditches.

After a few kilometers I left the new Via Appia and with it the St. Francis Pilgrim’s Way, whose waymarkers can always be seen on lampposts since Velletri.

Before that, some modern ruins passed my eye. Apparently, the bankruptcy wave has left some gap in the hotel landscape, which is probably not only due to Covid19, but also because the old trunk road has been devalued by the neighboring highway.

But then I turned left onto small roads that connect the homesteads here. Villages in our sense I hardly met. Hitchhiking here would have been difficult, because my path made numerous turns. Who would have turned here in which direction and would have given me any place names or directions is uncertain. Without detailed local knowledge, I would never have been able to decide whether an offered lift made sense or not. In any case, there was no clear straight path to Sessa.

Sessa is located on a hill. Seume probably spent the night outside of town in an inn on the road, because he writes:

„Since it was still high day, I walked up to Sessa , which, I hear, has many old oddities, and was formerly a capital of the Volscians. The way down from the post office and up into the town is pleasant enough; and the situation of the place is splendid with the most beautiful views, on the right to Kajeta and on the left across the precipice away to the Gaurus.“

Seume managed the route today by mule. I hiked and thus compensated for sections of the route that I completed by bus, although Seume walked.

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