Tag 2 Von Mügeln nach Meißen, 37 km

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2. September 2022, Tag zwei meiner Reise, und ich passiere wunderschöne Feldwege hinter Hohenwutzen, die weit mehr als die Hälfte meiner heutigen Strecke ausmachen werden. Es strahlt die Sonne, kein Wölkchen am morgendlichen Himmel, und der Weg den ich beschreite, könnte ein Weg sein wie Seume ihn möglicherweise vorfand, als er vor 220 Jahre Richtung Meißen ging.

Jetzt wo die Felder riesig sind, durch keine Raine in Parzellen geteilt, gibt es nur wenige Abkürzungen, die man nehmen könnte, wenn die Wege Haken schlagen.

Ich stelle mir vor wie es war, als Seume in völliger Stille wanderte. Aber heute ist es nirgendwo mehr still: es sind nicht Vögel, die man permanent vernehmen könnte, es ist immerzu irgendein Geräusch aus der Ferne: ein Traktor auf dem Feld, ein Flugzeug in der Luft, das Zischen der fernen Autobahn. Stille ist nirgends mehr.

Das Rauschen der Pappeln könnte ein Gewässer sein. Bitter für den Durstigen, der mit geschlossenen Augen lauscht.

Heute bin ich sehr weit entlang von Feldwegen gegangen. Äpfel, Birnen, Pflaumen gab es zur Genüge. Aber am süßesten schmeckten von den Äpfeln die wilden. Dann, vor Meißen in den Hügeln noch Weintrauben. Aber keiner erntet die Bäume an den Feldern. Sind sie verdorrt, bleiben Lücken. Stümpfe drohen in den Himmel, nützlich nur noch für Vögel oder Käfer.

Mügeln hat einen großen Kleinbahnhof mit langen Strecken ins Umland. In Lomatsch zum Mittag Döner. Die Männer hinter der Theke kommen aus dem Wedding, wo sie wohl ökonomisch nicht glücklich wurden. Lomatsch ist aber nicht Berlin, auch nicht Wedding. In Lomatsch verbrachte ich einige Minuten an der Postsäule, der aber die Meilenangaben fehlen, und die Bezifferung der Stunden ist rätselhaft. Am Ortsausgang eine Baustelle, die ich forsch durchschritt. Ein Vorteil des Wanderns. Vor Mai0en wird es hügelig, man läuft einige Strecken durch den Wald. Aber heute insgesamt wenig Straße. Und meine Füße sind nach wie vor ok, auch wenn es heute sehr weit ging, nahmen sie keinen Schaden.

Hier findet man die Tour auf Komoot mit weiteren Bildern.

Mügeln
Blick auf den Culm
Vor Lommatzsch
Lommatsch
Weg nach Meißen
Weinberge vor Meißen

2 September 2022, day two of my journey, and I am passing beautiful country lanes behind Hohenwutzen, which will make up far more than half of my route today. The sun is shining, not a cloud in the morning sky, and the path I am treading could be a path like Seume might have found when he walked towards Meissen 220 years ago.

Now that the fields are huge, divided into plots by no ridges, there are few shortcuts to take when the paths hit snags.

I imagine what it was like when Seume walked in complete silence. But today it’s no longer quiet anywhere: it’s not birds that you could permanently hear, it’s always too some noise from the distance: a tractor in the field, an aeroplane in the air, the hiss of the distant motorway. Silence is nowhere any more.

The rustling of the poplars could be a body of water. Bitter for the thirsty who listens with closed eyes.

Today I walked very far along field paths. Apples, pears, plums were plentiful. But of all the apples, the wild ones tasted the sweetest. Then, before Meissen in the hills, there were grapes. But no one harvests the trees in the fields. When they are withered, gaps remain. Stumps loom into the sky, useful only for birds or beetles.

Mügeln has a large small railway station with long lines to the surrounding countryside. In Lomatsch for lunch kebab. The men behind the counter come from Wedding, where they probably weren’t economically happy. But Lomatsch is not Berlin, nor Wedding. In Lomatsch, I spent a few minutes at the post office pillar, but it lacks mileage and the hours are puzzling. At the end of the village I passed through a construction site. One advantage of walking. Before Meißen it gets hilly, you walk some stretches through the forest. But all in all, not much road today. And my feet are still OK, even though I walked a long way today, they didn’t take any damage.