Tag 31 der Reise, von Mürzzuschlag bis Mürzhofen, 28 km

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01.10.2022

Jetzt bin ich genau einen Monat unterwegs und habe auch fast ein Drittel der Kilometer geschafft, die zu laufen sind (2.500). Das passt zu den dreieinhalb Monaten, die ich insgesamt unterwegs sein werde, und auch in dem erste Monat steckten 5 Ruhetage, so dass meine Gesamtplanung, zu Weihnachten wieder in Berlin zu sein, eventuell aufgehen könnte. Meine Füße haben sich am gestrigen Tag jedenfalls gut erholt.

Die Stecke heute war ein wenig langweilig. Mehr als die Hälfte des Weges bin ich auf einem Fußweg (!) oder auf kleinen Nebenstraßen parallel zur Bundesstraße gegangen. Dazu gab es den das ganze Tal füllenden Lärm der Autobahn, die ich einige Male kreuzte. Der erste Teil der Wanderung verlief neben der Strecke der Semmeringbahn rechts und der Mürz links. Von einer Brücke konnte ich beachtliche Forellen in diesem Fluss beobachten. Ich habe bestimmt vier Wasserkraftwerke auf den 28 km gesehen und jetzt auf einer Bergkuppe sogar Windräder.

Es war grau und regnerisch, und selbst Einheimische in einem Cafe meinten, es sei ungewöhnlich kalt für diese Jahreszeit. In Wartenberg ging ich die „Alte Landstraße“, an der sich auch einige historische Holzhäuser fanden, die aus Seumes Zeit sein könnten. Ebenso ein Gasthaus an der Straße hinter Kindberg, einem recht schönen kleinen Städtchen.

Jetzt in Mürzhofen bin ich beim „Turmwirt“, wo gerade eine Hochzeit mit volkstümlicher Lifemusik zu erleben ist. Leider sind Zimmer und Duschwasser eisekalt. Mal sehe ob meine Beschwerde bis morgen füh was bewirkt. Ich habe  einen etwas kratzigen Hals, und hoffe, dass ich mir in einer stickigen, völlig überhitzten Dorfkneipe, in der ich zu Mittag aß, nichts eingefangen habe. Heute Abend mal einen prophylaktischen Schnaps.

Als ich in Mürzzuschlag am Gericht vorbeikam, sah ich über dem Eingang den alten österreichischen Wappenadler, etwas breitflügliger als der deutsche, vermutlich aus den fünfziger Jahren, der doch allen Ernstes in seinen Krallen einen Hammer und eine Sichel führte. Das erstaunte mich schon, denn meistens erlebe ich die Monarchie als allgegenwärtig.

Ich bin ja manchmal schon frustriert, wenn in Deutschland irgendjemandem überdurchschnittlich viel Aufmerksamkeit gewidmet wird, wenn diese Peron einen Adelstitel trägt. Aber die Titel- und Adelsgläubigkeit der Österreicher ist unglaublich. Da stehen diverse Kaiserdenkmäler herum, als hätte es die (begründete!) Abschaffung der Monarchie nie gegeben. An manchem Park, mancher Bank, manchem Wanderweg finden sich Tafeln, unter welcher Regentschaft, Mitwirkung usw. (manchmal irgendwelche Bürgermeister, Regierungsräte, Gymnasialdirektoren) hier Werte geschaffen wurden, als sei kein einziger Arbeiter daran beteiligt gewesen. Am schlimmsten jedoch sind für mich (wie auch in Teilen Ostdeutschlands) Kriegerdenkmäler zu den beiden Weltkriegen, in denen pauschal die HELDEN verehrt werden. Ab und zu, aber nicht an exponierter Stelle und schon gar nicht neben der Kirche, finden sich Erinnerungstafeln an Antifaschisten.

Immerhin ein Gutes hat das Autoritätengedusel: ich werde hier auf den Dörfern von wildfremden Kindern und Jugendlichen (!) einfach so, also unaufgefordert und ohne dass ich es provoziere, gegrüßt. Wo man in Deutschland die Zähne auch nicht einen Millimeter auseinanderkriegt, tönt mir hier ein „Grüß Gott!“ oder „Hallo“ entgegen. Fehlt nur noch der Nachsatz „Herr Doktor“.

Hier die Tour auf Komoot: https://www.komoot.de/tour/940768398?ref=wt

Die Mürz hinter Mürzzuschlag
An der Bahn
Waserkreaftwerk an der Mürz
Forellen

Neubauten am Dorfrand

Könnte Seumes Weg gewesen sein
Verlassene Raststätte
Gesperrt
Mein Weg
Mit Dachterasse
An Seumes Weg, Alte Landstraße in Wartenberg
Im Hintergrund Mürzzuschlag
Zwischen Bahn und Autobahn
Wohn- und Garagenkomplex
Altes Gasthaus
Vor Mürzhofen
Hochzeit
3 mm Sonne am Abend

Now I am exactly one month on the road and have also managed almost a third of the kilometers to run. This fits the three and a half months that I will be on the road in total, and also in the first month were 5 rest days, so that my overall plan to be back in Berlin for Christmas could possibly work out. In any case, my feet recovered well yesterday.

The route today was a bit boring. More than half of the way I walked on a footpath (!) or on small side roads parallel to the main road. In addition, there was the noise of the highway filling the whole valley, which I crossed a few times. The first part of the hike was next to the line of the Semmering Railway on the right and the Mürz on the left. From a bridge I could observe considerable trout in this river. I saw certainly four hydroelectric power plants on the 28 km and now on a hilltop even wind turbines.

It was gray and rainy, and even locals in a cafe said it was unusually cold for this time of year. In Wartenberg, I walked the „Alte Landstraße“, which also had some historic wooden houses that could be from Seume’s time. Likewise an inn on the road behind Kindberg, a rather nice little town.

Now in Mürzhofen I’m at the „Turmwirt“, where there is just a wedding with folk live music. Unfortunately, the room and shower water are ice cold. Let’s see if my complaint has any effect by tomorrow morning. I have a somewhat scratchy throat, and hope that I have caught nothing in a stuffy, completely overheated village pub where I had lunch. Tonight times a prophylactic schnapps.

When I passed the court in Mürzzuschlag, I saw above the entrance the old Austrian heraldic eagle, a bit more broad-winged than the German one, probably from the fifties, which in all seriousness carried a hammer and a sickle in its claws. This astonished me, because I usually experience the monarchy as omnipresent.

I am sometimes frustrated when in Germany someone is given above-average attention if this person carries a title of nobility. But the Austrians‘ belief in titles and nobility is unbelievable. There are various imperial monuments standing around as if the (justified!) abolition of the monarchy had never happened. At many a park, many a bench, many a hiking trail there are plaques, under which regency, participation, etc. (sometimes some mayors, government councils, high school directors) values were created here, as if not a single worker had been involved in it. Worst of all, however, are for me (as also in parts of East Germany) war memorials to the two world wars, in which the HEROES are blanketly worshipped. Now and then, but not in a prominent place and certainly not next to the church, there are commemorative plaques to anti-fascists.

At least, there is one good thing about the authority hustle: I am greeted here in the villages by complete strangers, children and young people (!) just like that, i.e. without being asked and without provoking it. Where in Germany you can’t get your teeth apart even a millimeter, here I get a „Grüß Gott!“ or „Hallo“. The only thing missing is the phrase „Herr Doktor.

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