Tag 58 der Reise, von Padua nach Monselice, 23 km

28.10.2022

Ich wäre gern weiter gegangen heute, aber die Quartiere sind nicht so dicht gesät, zum Teil recht teuer, oder dann doch weiter weg, als ich meinem noch nicht ganz fitten Fuß zutrauen möchte.

Beim Blick auf die Karte fürchtete ich Unangenehmes, denn die Straße, die ich zu nehmen hatte, verläuft schnurgerade, und eben bei diesen Straßen gibt es oft keine Fußwege. Aber ich war erleichtert, als ich feststellte, dass mein Weg auf dem Damm des Canale Battaglia liegt, der zwischen mir und der Landstraße lag, und dessen anderer Damm wie eine Schallschutzmauer den Lärm fern hielt.

Bevor ich aber den Kanal erreichte, besuchte ich noch die Basilika mit dem Grab des heiligen Antonius, wie es Seume auch tat. Er schreibt:

„Als ich in Padua meine Mahlzeit genommen hatte, nahm ich meinen Tornister und machte vor meinem Abzug dem heiligen Antonius noch meinen Besuch.“

Eben diese Basilika lag auf meinem Weg, so dass ich wenigstens einmal einen kurzen Rundgang darin machte.

Dann ging es vorbei an Stadttoren, wie Seume sie passiert haben könnte. Wie auch bei den Villen war ich erstaunt, wie alt diese sind. Man könnte sie für Bauten des Klassizismus des neunzehnten Jahrhunderts halten. Aber es sind mittelalterliche Bauwerke. Interessant, mit welchem Zeitverzug der italienische Baustil in Deutschland Fuß fasste.

Padua ist fahrradfreundlich und hat eine Straßenbahn. Aber die Ausfallstraßen sind anstrengend wie anderswo auch.

Der Weg auf dem Kanal war bequem, einzig an einer gelegentlichen Sitzgelegenheit mangelte es mir. Von der erhöhten Position hatte ich eine gute Sicht in die Landschaft. Der Kanal selbst hat gün-trübes Wasser, das mit viel Fracht langsam dahinfließt. Fische gibt es aber noch, Bisamratten auch.

Auf meinem Weg hatte ich noch einige Villen zu sehen, schöne und verfallende auch. Auf halber Strecke konnte ich mich in einem Supermarkt mit frischem Obst eindecken. Und mit Pfefferkuchen! Letztere kaufe ich normalerweise ab September. Ansonsten ist der Kanalweg ohne jede Gastronomie, es sei denn, man steigt vom Damm herab und macht einen kleinen Umweg.

Beeindruckend, aber jetzt geschlossen für Besucher, das Castello de Catajo.

Der Kanal war einmal eine bedeutende Wasserstraße. Immerhin sind Bagger im Einsatz, die alte Fahrrinne zu entkrauten und die Böschungen neu zu befestigen. Aber nichts deutet auf eine heutige Nutzung hin. Interessant ist, wie die Venetier schon im Mitteltaler die Niederungen entwässert und zugleich schiffbar gemacht haben. Es gibt komplexe Bauwerke, wie z.B. sich kreuzende Wasserläufe auf unterschiedlichen Ebenen.

Monselice liegt am Fuße einer Burg, die ich fast die ganze Zeit auf der Spitze eines Hügels vor mir sah. Und Seume schreibt über diese Gegend:

„Diese Seite von Venedig ist nicht halb so schön als die andere von Treviso nach Mestre: die Überschwemmungen mit dem neuen Regenwasser hatten die Wege traurig zerrüttet, und ich zog sehr schwer durch den fetten Boden Italiens weiter. Überall war der Segen des Himmels mit Verschwendung über die Gegend ausgeschüttet, und überall war in den Hütten die jämmerlichste Armut. Vermutlich war dies noch mit Folge des Kriegs. Nicht weit von Monteselice kehrte ich zu Mittage an der Straße in einem Wirtshause ein, das nicht die schlimmste Miene hatte, und fand nichts, durchaus nichts, als etwas Wein. Ich wartete eine halbe Stunde und wollte viel zahlen, wenn man mir aus den benachbarten Häusern nur etwas Brot schaffen könnte. Aber das war unmöglich; man gab mir aus Gutmütigkeit noch einige Bissen schlechte Polenta, und ich mußte damit und mit meinem Schluck Wein weitergehen.“

Hier die Route auf Komoot: https://www.komoot.de/tour/964955494?ref=wtd

Ein Stadttor vor meinem Hotel in Padua
Die Basilika am Morgen
Irgendwo liegt er rum, der Heilige Antonius
Padua vor der Basilika
Auf dem Damm des Kanals mit Bagger im Hintergrund
An meinem Weg: die Villa Molin
Fassade einer Scheune. Vermutlich früher mal was edleres.
Verfallende Villa
Am anderen Ufer des Kanals reihte sich Fabrik um Fabrik. Zur Abwechslung mal eine verfallende Villa
Vor Monselice

Day 58 of the trip, from Padua to Monselice, 23 km.

I would have liked to go further today, but the quarters are not so dense, partly quite expensive, or then yet further away than I would like to trust my still not quite fit foot.

Looking at the map, I feared unpleasant things, because the road I had to take runs dead straight, and just at these roads there are often no footpaths. But I was relieved to find that my path was on the embankment of the Canale Battaglia, which lay between me and the highway, and whose other embankment kept out the noise like a soundproof wall.

But before reaching the canal, I visited the basilica with the tomb of St. Anthony, as Seume did. He writes:

„When I had taken my meal in Padua, I took my knapsack and made my visit to St. Anthony before leaving.“

This very basilica was on my way, so I made at least once a short tour in it.

Then it went past city gates, as Seume could have passed them. As with the villas, I was amazed at how old they are. One might think they were nineteenth-century classicist buildings. But they are medieval buildings. Interesting to see the time lag with which the Italian architectural style gained a foothold in Germany.

Padua is bicycle friendly and has a streetcar. But the arterial roads are exhausting as elsewhere.

The path on the canal was comfortable, the only thing I lacked was an occasional place to sit. From the elevated position I had a good view of the landscape. The canal itself has green turbid water, flowing slowly with lots of freight. Fish are still there though, muskrats too.

On my way I had some villas to see, beautiful and decaying ones too. Halfway there, I was able to stock up on fresh fruit at a supermarket. And with gingerbread! I usually buy the latter from September. Otherwise, the canal path is devoid of any gastronomy, unless you descend from the dam and take a little detour.

Impressive, but now closed to visitors, the Castello de Catajo.

The canal was once an important waterway. After all, excavators are at work weeding the old channel and resurfacing the embankments. But nothing indicates that it is being used today. It is interesting to see how the Venetians drained the lowlands and made them navigable at the same time as early as the Middle Valley. There are complex constructions, such as intersecting watercourses at different levels.

Monselice is situated at the foot of a castle, which I saw almost all the time on the top of a hill in front of me. And Seume writes about this area:

„This side of Venice is not half so beautiful as the other from Treviso to Mestre: the floods with the new rainwater had sadly broken up the paths, and I moved on very heavily through the fat soil of Italy. Everywhere the blessings of heaven had been poured out on the area with waste, and everywhere in the huts was the most miserable poverty. Probably this was still with consequence of the war. Not far from Monteselice, I stopped for lunch on the road at an inn that was not the worst looking, and found nothing, absolutely nothing, but some wine. I waited half an hour and wanted to pay a lot if they could only get me some bread from the neighboring houses. But that was impossible; they gave me a few more bites of bad polenta out of good nature, and I had to go on with that and my sip of wine.“