Tag 79 der Reise, von Civita Castellana nach Rom über Nepi und Monterosi, 22 km zu Fuß, 37 km mit Bus und Bahn

Heute war ein Tag, wie er vielfältiger kaum sein könnte. Als ich Civita Castellana verließ, hatte ich erst eine Nebenstraße mit einigem Verkehr zu gehen, dann jedoch um die vier Kilometer eine stark befahrene Fernstraße. Die war noch feucht, und es wirbelten die LKW das Wasser auf, denn in der Nacht hatte es nicht nur geregnet, sondern auch ein starkes Gewitter gegeben, von dem ich kurz nach Mitternacht geweckt wurde. Aber es war T-shirt-Wetter, und das entschädigt für Vieles.

Hinter San Lorenzo konnte ich die Straße verlassen und stieg einen Weg ins Tal, der immer schmaler wurde, und schließlich einen Pfad bildete, der sich den Platz mit einem Bach teilte, welcher wohl noch vom gestrigen Regen gespeist wurde. Ich ging durch eine Schlucht aus Sandstein. An den Seiten waren immer wieder kleine Höhlen in den Fels geschlagen, die wohl eine Art Nekropole bildeten, als hier noch die Via Amerina, eine fast verschwundene Römerstraße verlief, die ich wohl heute ab und zu benutzte. Die eigentliche bekannter Nekropole liegt allerdings weit nördlich meines heutigen Weges. Ich habe natürlich nur mangelnde Ortskenntnis. Aber ich folgte einem hier ausgewiesenen Wanderweg, teilweise auch einem Pilgerpfad, an dem sich immer wieder Hinweise auf die Via Amerina fanden. Teilweise hatte der Weg auch eine kastenförmige Aussparung in den Felsen, es gab steinerne Stufen und sichtbar behauene Passagen.

Mein Bach, der zugleich mein Pfad war, mündete, wie zu erwarten, in einen deutlich größeren Bach, den der Regen auch hatte anschwellen lassen. Mir blieb nichts anderes übrig, als diesen mit beherzten Sprüngen auf flache Stellen zu durchwaten. Zum Glück hatte ich meine Schuhe ja vorgestern ordentlich mit Silikonspray behandelt. Dann ging es auf schmalen Pfaden wieder bergauf, das Kraut am Weg hat mich reichlich durchnässt. Schließlich war ich wieder auf meiner Fernstraße.

Kurz vor Nepi gibt es einen aufgelassenen Steinbruch für Tuff. Vor der Altstadt, die auf einer Bergkuppe thront, verläuft ein imposantes Aquädukt aus dem Jahr 1727, das wohl früher die Stadt und die benachbarte Festung mit Wasser versorgt hat.

Und Seume?

„Nepi könnte ein gar herrlicher Ort sein, wenn die Leute hier etwas fleißiger sein wollten: aber je näher man Rom kommt, desto deutlicher spürt man die Folgen des päpstlichen Segens, die durchaus wie Fluch aussehen.“

Ja, es ist ein herrlich entspannter, unaufgeregter Ort. Hier hätte ich gern zu Mittag gegessen. Aber als ich kurz vor 12 in einem Restaurant vorstellig wurde, erntete ich nur ein müdes Lächeln. Vor 13 h wird da nichts serviert. Geöffnet war gleichwohl.

Verlässt man Nepi in nördliche Richtung kann man noch einen imposanten Wasserfall betrachten, der sich neben der Festung ins Tal stürzt. Hier hat mir wohl der gestrige Regen ein ordentliches Spektakel verschafft.

Hinter Nepi stieg ich wieder eine steile Schlucht hinab. Und wieder kletterte ich über schmale nasse Pfade durch enge Schluchten, bis ich dann wieder auf einem Plateau mit Feldern und Olivern stand. Die Formationen erinnern ein wenig an die Sächsische Schweiz. Oft sind die Tritte nur einen Schuh breit. Immer wieder gingen mir einige Zeilen aus Gothes „Mignon  …Kennst Du das Land…“ durch den Kopf:

„Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg?

Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg,

In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut,

Es stürzt der Fels und über ihn die Flut:

Kennst du ihn wohl?

Dahin! Dahin

Geht unser Weg; o Vater, laß uns ziehn!“

Es gibt eine tolle Interpretation von Hans Eckehard Wenzel, mein heutiger Ohrwurm.

Vor Monterosi teilte ich mir den Weg ab und zu mal mit Schafen, dann hatte ich einen kleinen Irrweg um einen neuen Solarpark zu nehmen. Endlich stand ich aber an einem großen Kreisverkehr vor dem nicht all zu großen Monterosi. In der Bar nebenan kaufte ich mein Busticket und war schon eine halbe Stunde später in einem Vorort von Rom, wo ich in die Stadtbahn stieg. Seume hat es mir erlaubt, denn auch er wanderte von hier nicht weiter, zumal alles in Autobahnen untergeht.

„Hinter Monterosi packte mich ein Vetturino, der von Viterbo kam und nach Rom ging, mit solchem Ungestüm an, daß ich mich notwendig in seinen Wagen setzen mußte, wo ich einen stattlich gekleideten Herrn fand, der eine tote Ziege und einen Korb voll anderer Viktualien neben sich hatte.“

Ich betrat die Stadt wie Seume, denn ich kam mit der Stadtbahn bei der Piazza Popoli mit dem Volkstor an.

„Am Volkstore, denn durch dieses fuhren wir ein, fragten die päpstlichen Patrontaschen nach meinem Passe und brachten ihn sogleich zurück mit der Bitte: Qualche cosa della bona grazia pella guardia. So so; das fängt gut an: ich mußte wohl einige Paoli herausrücken. Da hielten wir nun vor dem großem Obelisken, und ich überlegte, nach welcher von den drei großen Straßen ich auf gut Glück hinuntergehen sollte.“

Von da hatte ich vorbei an der Spanischen Treppe nur noch einen kurzen Weg in mein erstaunlich preiswertes Hotel.

Den gewanderten Teil der Tour kann man auf Komoot finden: https://www.komoot.de/tour/981537398?ref=wtd

Von der Altstadt Civita Castellana
Neben der Straße hinter Civita Castellana
Pfad an der alten Via Amerina
In der Nacht hatte es geregent
Das italienische Angkor Wat
Steinbruch vor Nepi
Das Akquädukt von Nepi
Nepi
Gasse in Nepi
Zwei Herren vor der Kathedrale
Das Stadttor nach Rom
Ansicht von Nepi mit der Schlucht unter dem Wasserfall
Auf dem Weg
Auf dem Plateau
Monterosi
In der Stadtbahn
Blick durch das Volkstor zum Obelisken
Mein Weg zum Hotel
An der Spanischen Treppe

Today was a day that could hardly be more varied. When I left Civita Castellana, I had to go first a side road with some traffic, but then around the four kilometers a busy trunk road. This was still damp, and there were trucks swirling up the water, because during the night there had been not only rain, but also a strong thunderstorm, by which I was awakened shortly after midnight. But it was T-shirt weather, and that compensates for much.

Behind San Lorenzo I was able to leave the road and climbed a path into the valley, which became narrower and narrower, and finally formed a path that shared space with a stream, which was probably still fed by yesterday’s rain. I walked through a gorge of sandstone. On the sides, small caves were repeatedly cut into the rock, which probably formed a kind of necropolis, when the Via Amerina, an almost disappeared Roman road, still ran here, which I probably used from time to time today. The actual known necropolis, however, lies far to the north of my present path. Of course, I have only a lack of local knowledge. But I followed a here designated hiking trail, partly also a pilgrim’s path, at which again and again indications of the Via Amerina were found. Partly the path had also a box-shaped recess in the rocks, there were stone steps and visibly hewn passages.

My stream, which was also my path, flowed, as expected, into a much larger stream that the rain had also caused to swell. I had no choice but to wade through it with courageous jumps to shallow places. Fortunately, I had treated my shoes properly with silicone spray the day before yesterday. Then it went on narrow paths again uphill, the herbage on the way soaked me abundantly. Finally I was back on my long distance road.

Just before Nepi there is an abandoned quarry for tuff. In front of the old town, which is perched on a hilltop, runs an imposing aqueduct built in 1727, which probably used to supply water to the town and the neighboring fortress.

And Seume?

„Nepi could be a splendid place if the people here wanted to be a little more industrious: but the closer you get to Rome, the more clearly you feel the consequences of the papal blessing, which certainly look like a curse.“

Yes, it’s a delightfully relaxed, unexciting place. I would have loved to have lunch here. But when I went to a restaurant shortly before noon, I received only a weary smile. Nothing is served there before 1 pm. Nevertheless, it was open.

If you leave Nepi in a northerly direction, you can still see an impressive waterfall that plunges into the valley next to the fortress. Here, yesterday’s rain must have given me quite a spectacle.

Behind Nepi I descended again a steep gorge. And again I climbed over narrow wet paths through narrow gorges, until I stood again on a plateau with fields and olives. The formations remind a little of the Saxon Switzerland. Often the footholds are only one shoe wide. Again and again, some lines from Gothe’s „Mignon …Kennst Du das Land…“ ran through my head:

„Do you know the mountain and its cloud-bridge?

The mule seeks its way in the mist,

In caves dwells the dragon old brood,

The rock falls and over it the flood:

Knowest thou it well?

There! Thither

Goes our way; O Father, let us go!“

There’s a great interpretation by Hans Eckehard Wenzel, my catchy tune today.

Before Monterosi I shared the way now and then with sheep, then I had a small wrong way around a new solar park to take. Finally, however, I stood at a large traffic circle before the not too large Monterosi. In the bar next door I bought my bus ticket and was already half an hour later in a suburb of Rome, where I got on the light rail. Seume allowed me to do so, because he also did not wander further from here, especially since everything is submerged in highways.

„Behind Monterosi a vetturino, coming from Viterbo and going to Rome, seized me with such impetuosity that I had necessarily to sit down in his carriage, where I found a handsomely dressed gentleman with a dead goat and a basket full of other victuals beside him.“

I entered the city like Seume, for I arrived by light rail at Piazza Popoli with the People’s Gate.

„At the People’s Gate, for through it we entered, the papal patron bags asked for my passport and immediately brought it back with the request: ‚Qualche cosa della bona grazia pella guardia.‘ So; that starts well: I had to hand over some paoli. There we stopped in front of the big obelisk, and I thought about which of the three big streets I should go down on the off chance.“

From there, past the Spanish Steps, I had only a short way to my amazingly inexpensive hotel.

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