Tag 98 der Reise, von Ciotta nach Falconara, 27 km

07.12.2022 english below

Haute habe ich die 2.000er-Marke geknackt! Es sind genau 2.015 km, die ich seit dem 1. September tatsächlich zu Fuß bewältigt habe. Jederzeit lässt sich das mit meinen Aufzeichnungen bei Komoot überprüfen, die ich nicht ohne Grund veröffentlicht habe. Hinzu kommen noch etliche Kilometer, die ich „nach Feierabend“ bewältigt habe, um Orte anzuschauen oder essen zu gehen usw. Daneben habe ich noch ca. 500 km mit anderen Verkehrsmitteln bewältigt bei Etappen, die auch Seume nicht gelaufen ist.

Heute war wieder sehr schönes Wetter. Ich ging zunächst kleine Nebenstraßen entlang der Küste bis nach Licata. Leider ist diese Stadt von Armut gezeichnet. Man kann es nicht anders sagen. Die Häuser sind in einem schlechten Zustand, viele Läden stehen leer oder sind verschlossen, und gewiss nicht, weil gerade Siesta ist. Überall stehen und sitzen Männer herum, die sichtlich im arbeitsfähigen Alter sind. Und Stadt und Umgebung sind extrem vermüllt. Diesen Eindruck teilte übrigens auch ein Radwanderer aus Sardinien, der mir entgegen kam und für ein kurzes Gespräch anhielt. Zu der allgemeinen Verwahrlosung gehören auch in den Städten streunende Hunde und Katzen. Die sind mir auch schon in Monteciaro aufgefallen. Meistens sind sie etwas menschenscheu und daher harmlos.

Hinter Licata folgte ich der alten Landstraße, musste diese jedoch bald wieder verlassen und auf der neuen SS115 laufen. Letztere wäre der kürzeste Weg zu meinem heutigen Quartier, aber ich bog nach wenigen Kilometern links ab und folgte einer kleinen Straße, die sich durch die Hügel schlängelte.

Unterwegs begegnete ich leider zahlreichen freilaufenden aggressiven Hunden. Aber mein Knüppel (Wanderstock/Einbeinstativ) hilft und auch das demonstrative Aufheben eines Steins von der Straße. Dann jedoch traf ich auf einen Hirten mit einer kleinen Schafherde. Als ich an einer Weggabelung meiner zum Feldweg mutierenden Straße folgen wollte, rief er mir etwas hinterher. Verstanden habe ich nur das Wort „großer Hund“ (grande cane). Da ich mich aber an Hunde gewöhnt habe, ging ich weiter. Plötzlich, nach etwa 20 Metern, stand ein ganzes Rudel zähnefletschend und bellend vor mir. Die blieben auf Distanz, aber weitergehen wollte ich dann doch nicht. Als ich umkehrte kam mir der Hirte grinsend entgegen. Als ich erklärte, wo ich hin will, empfahl er mir den Weg ins Tal, dem ich dann folgte, wobei ich noch weitere Begegnungen mit diversen großen Hunden hatte, nicht jedoch rudelweise.

Der Radfahrer von heute Morgen beklagte sich in unserem kurzen Gespräch auch über sichtbare Zeichen der modernen Sklaverei. Und tatsächlich passierte ich einen Trupp von Landarbeitern auf einem Feld kurz vor meinem heutigen Quartier. Ein weißer Italiener stand dirigierend herum, händisch gearbeitet haben ausnahmslos Menschen aus Afrika und Asien. Sicher war das ein netter Kerl, der vielleicht Leuten etwas Arbeit gab, die eigentlich nicht arbeiten dürfen. Aber die Gestik des Bildes war frappierend.

Übrigens sind auch die zweitausend Euro bei meinem Spendenprojekt für die Ukraine zusammen. Wäre ja mal interessant zu erfahren, wer hier eigentlich alles liest. Von fünf Leuten, die diesen Blog lesen, wurde bereits gespendet. Wenn jeder Mensch, der hier liest, mal über PayPal einen kleinen Betrag spendet, sehe ich das in meinen Mails.

https://ericp.de/jetzt-spenden-donate-now/
Morgens erst mal ans Meer
Am Strand ein Bunke unter Palme
Blick auf Ciotta
Das Plastikmeer an der Küste
Licata
Gasse in Litaca
Am Ortsausgang von Litaka. Hier fahren noch Züge.
Verfallenes Gehöft in den Bergen
Die Landschaft erinnerte mich zuweilen an die Atacama-Wüste
Kurz vor dem Sonnenuntergang endlich am Quartier.

Day 98 of the trip, from Ciotta to Falconara, 27 km.

Haute I have cracked the 2,000 mark! It is exactly 2,015 km that I have actually walked since September 1st. At any time this can be checked with my records at Komoot, which I have published not without reason. In addition, there are quite a few kilometers that I have managed „after work“ to look at places or go out to eat, etc.. In addition, I have still managed about 500 km with other means of transport at stages that Seume has not run.

Today the weather was very nice again. I first walked small side roads along the coast to Licata. Unfortunately, this town is marked by poverty. One cannot say it differently. The houses are in poor condition, many stores are empty or closed, and certainly not because it is siesta. Everywhere men are standing and sitting around who are visibly of working age. And the city and its surroundings are extremely littered. By the way, this impression was also shared by a cyclist from Sardinia, who came along the same road and stopped for a short conversation. The general neglect also includes stray dogs and cats in the cities. I’ve noticed them in Monteciaro as well. Mostly they are a bit shy of people and therefore harmless.

Behind Licata I followed the old country road, but soon had to leave it and walk on the new SS115. The latter would be the shortest way to my accomodation today, but I turned left after a few kilometers and followed a small road winding through the hills.

Along the way, I unfortunately encountered numerous free-roaming aggressive dogs. But my club (walking stick/monopod) helps and so does demonstratively picking up a rock from the road. Then, however, I encountered a shepherd with a small flock of sheep. When I wanted to follow my road mutating into a dirt road at a fork in the road, he called something after me. I understood only the word „big dog“ (grande cane). But since I am used to dogs, I went on. Suddenly, after about 20 meters, a whole pack stood snarling and barking in front of me. They kept their distance, but I didn’t want to go any further. When I turned back the shepherd came grinning towards me. When I explained where I wanted to go, he recommended the path into the valley, which I then followed, having more encounters with various large dogs, but not packs.

The cyclist from this morning also complained in our brief conversation about visible signs of modern slavery. And indeed, I passed a troop of farm workers in a field just outside my quarters today. A white Italian was standing around directing, people from Africa and Asia were working by hand without exception. Sure, this was a nice guy who might have given some work to people who were not supposed to be working. But the gesture of the picture was striking.

By the way, the two thousand euros in my donation project for Ukraine are also together. It would be interesting to know who is reading this blog. Five people who read this blog have already donated. If every person who reads here donates a small amount via PayPal, I will see it in my mails.

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